Wellington

Geschichte:

Die früheste Bezeichnung für die Gegend um das heutige Wellington ist "Te Upoko o Te Ika a Maui" (englisch: the Head of Maui's fish) oder "Der Kopf von Mauis Fisch". Der Begriff ist auf die fischähnliche Form der neuseeländischen Nordinsel zurückzuführen. Dieses Gebiet war von jeher etwas Besonderes, da der "Kopf eines Fisches" nach den Bräuchen der Maori mehr wert ist als der Rest. Neuzeitliche archäologische Funde und Untersuchungen an gefundenen Knochen der von Einwanderern eingeführten Pazifischen Ratte (polynesischer Name: Kiore) mit Hilfe der Radiokarbonmethode belegen die Ankunft der Polynesier in Neuseeland derzeit um das Jahr 1280 n. Chr. Die Region um Wellington gilt neben dem Far North District als das erste Siedlungsgebiet des Landes. Abgesehen von diesen Entstehungsmythen gilt der polynesische Entdecker Kupe nach Legenden der Maori als erster Mensch, der das Gebiet um das heutige Wellington im 10. Jahrhundert n. Chr. betrat. Nachdem er ein paar Inseln einen Namen gegeben hatte, kehrte er, ohne das Gebiet zu "kolonisieren", wieder in seine Heimat, die polynesischen Inselgruppen, zurück. Einige Jahre später schickte ein großer Maori-Anführer namens Whatonga seine beiden Söhne Tara und Tautoki von der Mahia Peninsula an der Hawke Bay aus Richtung Süden. Nachdem die beiden den heutigen Wellington Harbour erreicht hatten, errichteten sie eine erste Siedlung auf der Miramar Peninsula (spanisch: Seeblick). Ihre Nachkommen begründeten zahlreiche aufstrebende Stämme (z. B. Ngati Tara, Ngati Apa oder Ngati Ira). Der Name Tar ist in zahlreichen geographischen Benennungen verewigt, so wurde der Wellington Harbour seit dieser Zeit als "Te Whanganui a Tara" (englisch: the great Harbour of Tara, der "große Hafen des Tara") bezeichnet, was heutzutage auch die offizielle Maori-Bezeichnung der Stadt ist. Die Bezeichnung Tararua Range zeugt ebenfalls von dieser Zeit. Nachdem 1819 Waikato-Stämme die Stämme Ngati Toa und Te Ati Awa vertrieben hatten, wanderten diese in Richtung Wellington weiter. Infolgedessen kam es zu kriegerischen Auseinandersetzungen mit den dort heimischen Stämmen.

Zur Zeit der ersten europäischen Entdecker des Gebiets durch Abel Tasman im Jahr 1642 und durch James Cook im Jahr 1770 waren die Ufergegenden am Wellington Harbour übersät mit kleinen Maori-Siedlungen, in Maori Pa genannt. Obwohl beide Seefahrer an Land anlegen und das Gebiet erforschen wollten, scheiterten sie bei ihren ersten Versuchen wegen der äußerst starken Strömung in der Cook Strait und deren schwierigen Windverhältnissen. Knapp 70 Jahre später begann die erste geplante Besiedlung durch Europäer, als William Wakefield im Auftrag der 1838 gegründeten New Zealand Company in Neuseeland große Landflächen von den Maori erwarb. Als Wakefield im August 1839 mit seinem Schiff, der Tory, im "großen Hafen des Tara" ankam, spielte der ehemals dominierende Maori-Stamm Ngati Tara keine große Rolle mehr, da er vom aufstrebenden Stamm der Te Ati Awa verdrängt worden war. Schon im folgenden Jahr, 1840, erreichten die ersten Siedler unter der Führung von Wakefield Port Nicholson und benannten die zukünftige Siedlung zu Ehren von Arthur Wellesley, 1. Duke of Wellington, einem Unterstützer der New Zealand Company, Wellington. Sie errichteten ihre erste Siedlung in Petone im Mündungsgebiet des Hutt River. Wegen häufig auftretender Überschwemmungen sahen sie sich aber gezwungen, die Ortschaft weiter nach Südwesten, nach Lambton Harbour in den heutigen Stadtteil Thorndon zu verlegen. 1846 zählte Wellington bereits knapp 4.000 Einwohner. Einige Jahre später wurde klar, dass die eingeengte Lage der Stadt kein weiteres Wachstum mehr zuließ. Daher wurde der Beschluss gefasst, große Flächen des angrenzenden Naturhafens trockenzulegen. Noch bevor man mit den Arbeiten beginnen konnte, erschütterte ein Erdbeben die Region. Am 23. Januar 1855 veränderte das Wairarapa-Erdbeben die Landschaft in und um Wellington. Mit einer Stärke von 8,2 MW wurde der Boden um bis zu 6,4 m angehoben, im Hafenbecken (Wellington Harbour) noch zwischen 0,3 und 2 m. Der Landgewinn wurde für das Stadtzentrum und später für den Bau des Flughafens genutzt. Durch die Verwerfungen verschob sich auch das Meeresufer, wodurch sich der Lambton Quay heute über 250 Meter vom Hafenbecken entfernt befindet.

Trotz aller Widrigkeiten wie Erdbeben, Großfeuer und den regelmäßig in Sturmstärke wehenden Winden entwickelte sich die dürftige Siedlung mit einigen Dutzend Bewohnern zu einem florierenden Zentrum für Im- und Export mit einem bedeutenden Hafen. 1865 wurde Wellington offiziell Neuseelands Hauptstadt; deren Verlegung aus dem schon damals viel größeren Auckland in die zentral gelegene, aufstrebende Metropole am Port Nicholson wurde als notwendig erachtet, um die wegen des Goldrausches in Otago in Otago aufkeimenden Sezessionsbestrebungen auf der Südinsel zu unterbinden. Die erste Sitzung des Parlaments fand am 7. Juli 1862 in Wellington statt, allerdings wurde Wellington erst im November 1863 nach einem Antrag von Alfred Domett zur Hauptstadt erklärt, in dem es hieß: "Es ist notwendig geworden, den Regierungssitz "in einen passenden Ort in der Cook Straße zu verlagern". 1886 erhielt die Siedlung Stadtrechte. Mit der Weiterentwicklung der Schifffahrtindustrie wurden zahlreiche große Lagerhallen und Produktionsstätten im Hafengebiet nicht mehr benötigt. Viele Hallen wurden modernisiert und dienten fortan anderen Zwecken (Museum, Einkaufskomplex, Wohnungen oder Büros); andere wurden abgerissen und in Parks umgewandelt. Im April 1968 sank bei einem Sturm vor der Küste Wellingtons die Autofähre Wahine. Das Schiffsunglück, das 53 Menschenleben kostete, wird als die schlimmste Schiffskatastrophe in der Geschichte des Landes angesehen, auch wenn bei früheren Schiffsunglücken höhere Opferzahlen zu beklagen waren. Über die Jahre hinweg verwandelte sich Wellington von einer kleinen, verschlafenen Landeshauptstadt zu einer wichtigen Kultur- und Lifestylemetropole des Landes. Dazu trägt neben den zahlreichen Museen und Theatern eine lebendige Musik- und Filmszene bei.

Lage:

Informationen:

Ort: Wellington

Land: Neuseeland

Besucht am: 30. und 31.03.2012

Fläche: 290 km²

Einwohner: 190.959 (2013)

Gegründet: 1839

Bilder:

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Wellington Cable Car

Das erste Cable Car System wurde von der 1898 eigens dafür gegründeten Firma Kelburn & Karori Tramway Company gebaut. Ziel des Baus des Transportsystems war es, das oberhalb des Stadtzentrums liegende Gebiet von Kelburn zu erschließen und an das Stadtzentrum anzubinden. Die Idee zum Bau des Transportsystems hatte der Geschäftsmann Martin Kennedy, nachdem eine Gruppe von Geschäftsleuten 1895 eine Firma zur Entwicklung von Wohnbebauung in Kelburn gegründet hatte. Konstruiert und entwickelt wurde das Cable Car System ursprünglich von Ingenieur James Fulton. Seine zweispurige Bahn sollte mit einer Länge von 785 Metern und einem Steigungsverhältnis von 1:5,1 eine Höhe von 119 Meter überwinden. Doch den Auftrag zur Realisierung des Projektes bekam am 1. Februar 1900 Maurice O'Connor, ein enger Freund Kennedys. Die Baukosten wurden seinerzeit auf 12.172 neuseeländische Pfund veranschlagt. Nach 2-jähriger Bauzeit wurde das Cable Car System am 22. Februar 1902 schließlich seiner Bestimmung übergeben. Anfangs erfolgte der Antrieb des Systems noch über einer Dampfmaschine. 1933 wurde die Dampfmaschine durch einen elektrischen Antrieb ersetzt. Das Cable Car System wurde sehr schnell so populär, dass den einzelnen Wagen Anhänger zugefügt werden mussten. Schätzungsweise 4.000 Passagiere ließen sich an einem Wochenende die neue Attraktion der Stadt nicht entgehen.

1947 wurde das Cable Car System an den Wellington City Council verkauft. Nach Jahren des Betriebs beanstandete man 1976 die Sicherheit des Transportsystem, entsprach es doch nicht mehr den gestiegenen Sicherheitsanforderungen. Zwei Jahre später entschied sich der Rat der Stadt für den Bau einer neuen Bahn auf gleichem Grund, weshalb der Betrieb des alten Transportsystems am 22. September 1978 eingestellt werden musste. Das zweite Cable Car System wurde von der Firma Habegger AG aus der Schweiz konstruiert und gebaut. Das nunmehr eingleisig, mit einer Ausweiche ausgeführte und in Anlehnung der Edwardischen Epoche gehaltene System, wurde am 6. Oktober 1979 mit einer feierlichen Neueröffnung in Betrieb genommen. In der ehemaligen Maschinenhalle an der oberen Station wurde am 5. Dezember 2000 ein Museum zur Bahn eröffnet.

Te Papa Tongarewa Museum

Das "Te Papa Tongarewa" ist das Nationalmuseum Neuseelands. Es widmet sich vor allem Neuseelands einzigartiger Natur und bewegter Geschichte, sowie der sagenumwobenen Maori-Kultur. Übersetzt bedeutet sein Name so viel wie "Behälter, in dem kostbare Dinge aufbewahrt werden" und macht dieser Bezeichnung alle Ehre. Der Einfachheit halber wird das Museum im Allgemeinen als "Te Papa" bezeichnet. Das sechsstöckige architektonisch auffallende Gebäude wurde vom Unternehmen Fletcher Construction errichtet. Die Materialmischung aus Blei, Stahl und Gummi macht es besonders erdbebenstabil. Im Februar 1998 wurde es eröffnet. Kurios: Vor dem Museum befand sich an dessen Standort ein fünfstöckiges Hotel, das abgetragen und auf der gegenüberliegenden Straßenseite in 200 Metern Entfernung wieder aufgebaut wurde und heute als Museumshotel bekannt ist.

Im Te Papa Museum wird Neuseeland in all seinen Facetten vorgestellt. Auf sechs Ebenen und 36.000m2steht vor allem die Entwicklung des Landes von der ersten Besiedlung Neuseelands bis zum heutigen modernen Staat im Mittelpunkt. Zu bewundern gibt es Kunstwerke der Maori, kulturelle Gegenstände, Kleidung und Textilien, die bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen. Auch die Fauna und Flora des Landes wird in einer umfassenden Sammlung vorgestellt. 250.000 getrocknete Pflanzenarten sind im Herbarium zu bestaunen, 70.000 verschiedene Vögel Neuseelands sowie typische Amphibien, Reptilien und Säugetiere, darunter natürlich den Kiwi, Nationalvogel Neuseelands und das Possum. Heimlicher Star der Tierwelt von Te Papa ist jedoch das weltweit größte Exemplar des seltenen Koloss-Kalmars, der normalerweise in der Antarktis lebt. Mit einem gigantischen Gewicht von 495 Kilogramm und einer Länge von über 4 Meter gleicht der wahrlich kolossale Tintenfisch einem waschechten Meeresungeheuer. Das erstaunliche Tier begeistert die Besucher des Te Papa Museums seit 2007, als es im fast antarktischen Rossmeer von neuseeländischen Fischern gefangen wurde.

Old Saint Paul´s

Old Saint Paul´s ist eine ehemalige Kathedrale der Anglican Church in Aotearoa, New Zealand and Polynesia in der Diözese Wellington. Ihr Bau begann 1855. Von 1866 bis zum Umzug in den Nachfolgebau im Jahre 1964 war sie die Prokathedrale der Diözese Wellington. Sie ist ein Beispiel der Neugotik des 19. Jahrhunderts, die an die in der Kolonie herrschenden Bedingungen und die verfügbaren Materialien angepasst wurde. Sie befindet sich in der Mulgrave Street im Stadtteil Thorndon im neuseeländischen Wellington, nahe dem neuseeländischen Parlamentsgebäude. Old St. Paul´s wurde von Reverend Frederick Thatcher, damals Vikar von St. Paul´s in Thorndon, entworfen. Sie wurde vollständig aus in Neuseeland heimischen Hölzern erbaut und besitzt Glasmalereien auf den Fenstern.

Im Kirchenschiff hängen die Flaggen der Royal Navy, der neuseeländischen Handelsmarine und der während des Zweiten Weltkrieges in Wellington stationierten 2. US-Marineinfanteriedivision. Die Kirche unterhält enge Beziehungen zu den neuseeländischen Verteidigungskräften. An einigen Wänden und Säulen sind Gedenktafeln angebracht, von denen viele den Kriegstoten des Ersten Weltkrieges gewidmet sind. Eine ist dem für seine Biographie von James Cook bekannten Wellingtoner Historiker J.C. Beaglehole gewidmet. 1964 zog die Gemeinde in die neue Wellington Cathedral of Saint Paul um. Die alte Kirche wurde nach einer Auseinandersetzung um den geplanten Abriss des Gebäudes 1967 von der neuseeländischen Regierung erworben. Old St. Paul´s wird heute vom New Zealand Historic Places Trust verwaltet. Obwohl es keine Pfarrkirche mehr ist, bleibt sie als Kirche geweiht und wird gern für Hochzeiten, Begräbnisse und andere Gottesdienste genutzt.