Geschichte:
Das Gebiet der heutigen Stadt Melbourne war seit etwa 35.000 Jahren von knapp 20.000 Aborigines besiedelt, die zu den drei Stämmen der Wurundjeri, Boonwurrung und Wathaurong gehörten und gemeinsam den Verband der Kulin-Nation bildeten. Für sie war das Gebiet ein bedeutender Treffpunkt und stellte darüber hinaus eine wichtige Quelle für Wasser und Lebensmittel dar. 1803 wurde das Gebiet erstmals von Europäern erkundet und 1835 siedelten europäische Siedler von Tasmanien über und gaben der Bucht den Namen Port Phillip.
Melbourne wurde am 30. August 1835 gegründet. 1835 setzten sich Geschäftsmänner der "Port Phillip Association" zum Ziel zu erkunden, ob die Gegend um Port Phillip Bay fruchtbares Land bietet. Einer der Geschäftsmänner war der Australier John Bateman. Er kaufte den ansässigen indigenen Stämmen das Land ab. Zwar fehlt dem Kauf jegliche rechtliche Basis. Trotzdem erklärt die britische Regierung das Gebiet bereits 1836 offiziell zum Siedlungsgebiet, um die Kontrolle über den schnellen und unstrukturierten Wachstum zu gewinnen. Im Süden des Yarra River schließen sich die neuen Siedler vor allem einem Mann namens John Pascoe Fawkner an, der heute zusammen mit John Batmann als einer der Gründer Melbournes gilt. Ihren Namen erhält die Stadt um den Yarra River 1837 in Anlehnung an den Premierminister Englands und Viscount of Melbourne William Lamb. Ihre typisch rechtwinklige Struktur, die die heutige Innenstadt prägt, geht auf den damaligen englischen Militärinspektor Robert Hoddle zurück, der den Plan zur Stadtentwicklung entwirft. Die Ureinwohner hingegen fallen wie an vielen Stellen des Kontinents der aggressiven Landnahme der Europäer in den Folgejahren zum Opfer. Von vormals 60.000 bis 100.000 Einwohnern auf dem Gebiet leben bis Ende der 1880er Jahre nur noch 800.
Die Stadt wächst schnell. Bis 1840 hat Melbourne bereits 10.000 Einwohner und wird nach Gründung des Bundesstaat Victoria als vorheriger Teil des Staates New South Wales 1851 zu dessen Hauptstadt. Angeblich nur vier Tage später finden ein paar Einwanderer in dem Ort Warrandyte Gold, und schnell taucht in ganz Victoria das begehrte Edelmetall auf. Die Einwanderungszahlen schießen in die Höhe. Die Stadt an der Port Phillip Bay entwickelt sich zum Handels- und Geschäftszentrum der aus der ganzen Welt herbeiströmenden Goldgräber und erlebt einen wöchentlichen Zuwachs von rund 1.800 neuen hoffnungsvollen Einwanderern. Folgen des Goldrauschs sind erneut unkontrollierter Wachstum und chaotische Zustände. Sie können der weiteren positiven Entwicklung der Stadt jedoch nichts anhaben. Melbourne mausert sich bis 1880 zur Metropole und Eisenbahnknotenpunkt im Süden des fünften Kontinents, und die Bezeichnung "Marvellous Melbourne" wird geboren. Als Zeugen dieser Hochzeit gelten unter anderem die zahlreichen prunkvollen Schmuckbauten, Villen und Konzerthallen sowie die weitläufig angelegten Parks. 1880 findet in Melbourne die Weltausstellung statt.
Nach den Jahren des Booms folgen bis zum Jahrhundertwechsel in ganz Australien Jahre der wirtschaftlichen und kulturellen Rückentwicklung. Sie sind auch in Melbourne zu spüren. 1901 wird die Stadt Hauptstadt und Regierungssitz der neu gegründeten Nation Australien. Es kommt zwar wirtschaftlich und kulturell zu einem leichten Aufschwung. Den Status der 1880er Jahre als "Marvellous Melbourne" errreicht die Stadt aber nicht mehr. Hauptstadt Australiens bleibt sie nur bis 1927, als das neue Canberra diesen Titel erhält. Die weltweite Wirtschaftskrise in Folge des Börsencrashs im Herbst 1929 trifft auch Australien hart. 1931 sucht in Melbourne jeder dritte Arbeiter eine Stelle. Die Regierung versucht, diese Arbeitslosigkeit und ihre Folgen in der mittlerweile gut eine Million Einwohner zählenden Stadt mit Hilfe einiger Hilfsprogramme zu lösen, auf die städtebauliche Projekte wie der "Yarra Boulevard" und die "St. Kilda Road" zurückzuführen sind.
Aus architektonischer Sicht leidet das Bild der Stadt nach 1945 ein wenig. Die Protagonisten des weltweit einsetzenden Baubooms übersehen auch hier architektonisch schützenswerte Bauwerke und zerstören Zeugen der viktorianischen Blütezeit. Gerade im Zuge der Baumaßnahmen zu den Olympischen Spielen 1956 bleiben einige erhaltenswerte Bauwerke auf der Strecke.