Kiev

Geschichte:

Die genaue Zeit der Gründung Kiews liegt im Dunkeln. Sie muss irgendwann zwischen 430 und dem Beginn des 6. Jahrhunderts liegen. Die wichtigste schriftliche Quelle zur frühmittelalterlichen russischen Geschichte ist die so genannte Nestorchronik, eine der ältesten noch erhaltenen russischen Chroniken überhaupt. Ihr Inhalt geht auf eine Kompilation zurück, welche zwischen 1113 und 1118 von einem Abt namens Silvester vorgenommen worden war. Diese Chronik berichtet auch von der Gründung Kiews. Die drei Brüder Choriw, Kyi und Schtschek sowie deren Schwester Lybid haben auf drei Anhöhen drei Dörfer bauen lassen. Weiterhin erbauten sie eine Festung, welcher sie den Namen ihres ältesten Bruders gaben: Kyi. Daraus leitete sich der spätere Name Kiew ab, der so viel wie Stadt von Kyi bedeutet.

Die Stadt hatte eine strategische Lage am Handelsweg von den Warägern zu den Griechen. Mitte des 9. Jahrhunderts herrschten in ihr die warägischen Fürsten Askold und Dir, bevor sie von Ruriks Feldherrn Oleg von Nowgorod 882 getötet wurden. Dieser vereinigte den gesamten Herrschaftsbereich der Waräger (Rus) entlang des Handelsweges und machte Kiew zur fürstlichen Residenz der Kiewer Rus. 988 initiierte der Großfürst Wladimir I. den Übertritt der bis dahin heidnischen Kiewer Rus zum orthodoxen Christentum byzantinischer Prägung. Unter Wladimirs Sohn Jaroslaw dem Weisen wurde Kiew stark ausgebaut. Die aktive Heiratspolitik und der Ausbau der Stadt machte sie in ganz Europa bekannt. Damit erreichte Kiew im 11. und 12. Jahrhundert den Höhepunkt seiner Entwicklung und wurde mit etwa 50.000 Einwohnern eine der größten Städte Europas.

Nach dem Tod Jaroslaws begannen Erbfolgekämpfe, die sich auf die Stadt negativ auswirkten und zu wiederholten Eroberungen und Zerstörungen führten. So wurde Kiew 1169 durch Fürst Andrei Bogoljubski von Wladimir-Susdal erobert. Statt sich dort niederzulassen, nahm er den bis dahin an Kiew gebundenen Großfürstentitel mit nach Norden in seine Residenz bei Wladimir. Damit setzte sich der Zerfall des Kiewer Reichs fort. 1240 wurde Kiew im Zuge der mongolischen Invasion der Rus nach fast zehnwöchiger Belagerung von den Truppen Batu Khans, einem Enkel Dschingis-Khans, erobert. Fast alle Einwohner wurden getötet und nahezu alle Gebäude niedergebrannt. Es wurde berichtet, dass von der großen und dichtbesiedelten Stadt nur noch 200 Häuser gestanden haben sollen. Nach einer erneuten Vernichtung der Stadt verließ der griechische Metropolit 1299 Kiew und zog nach Wladimir. 1320/1365 kam Kiew infolge der Schlacht am Irpen und der Schlacht am Blauen Wasser an Litauen und 1569 wurde es zu einer polnisch-litauischen Provinzhauptstadt (Woiwodschaft Kiew).

Nach dem 1648 begonnenen Chmelnyzkyj-Aufstand und dem ukrainisch-russischen Bündnisschluss von Perejaslaw 1654 kam die Stadt an Russland. In der Folgezeit erlebte die Orthodoxie eine Wiedergeburt. Das Kiewer Höhlenkloster, die Sophienkathedrale und das St. Michaelskloster erhielten ihr heutiges Aussehen im Stil des ukrainischen Barocks. Besonders Kaiser Nikolaus I., der Kiew liebevoll Jerusalem der russischen Erde nannte, tat viel dafür, dass Kiew zu einem wichtigen Handels-, Verkehrs- und Industriezentrum des Russischen Reiches ausgebaut wurde. Im Jahr 1888 feierte die Stadt mit großem Pomp den 900. Jahrestag der Christianisierung der Rus. Als erste Stadt des Russischen Reiches erhielt Kiew 1892 eine elektrische Straßenbahn. Um 1900 hatte die Stadt etwa 250.000 Einwohner, und die Einwohnerzahl stieg in den nächsten Jahren weiter massiv an. Nach der Russischen Revolution und während der deutschen Besatzung am Ende des Ersten Weltkriegs entstanden hier die kurzlebigen ukrainischen Nationalstaaten Ukrainische Volksrepublik und Ukrainischer Staat.

Ab 1920 war Kiew sowjetisch. Am 19. Januar 1934 wurde die Stadt an Stelle von Charkow zur Hauptstadt der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (SSR) und am 24. Juni 1934 zog die Regierung hierhin um. Im Verlauf der 1930er Jahre wurden in Kiew viele historische Bauten von den sowjetischen Behörden vernichtet. In Bykiwnja, einem Waldgebiet im Osten der Stadt, wurden während des Stalinismus etwa 130.000 Menschen ermordet. Vor dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion zählte die Stadt 350.000 Juden, von denen die meisten rechtzeitig vor dem Einmarsch der Wehrmacht fliehen konnten, so dass beim Einmarsch im September 1941 nur noch 30 % der Juden in der Stadt (ca. 100.000 Juden) lebten. Während der deutschen Okkupation im Deutsch-Sowjetischen Krieg, vom 19. September 1941 bis zum 6. November 1943, wurden von den Besatzern 120.000 bis 160.000 sowjetische Kriegsgefangene und Zivilisten (vor allem Juden) in Kiew ermordet. Mehr als 33.000 Juden fielen allein dem Massaker in Babi Jar bei Kiew am 29. und 30. September 1941 zum Opfer. 1942 wurde am Nordrand der Stadt das KZ Syrez errichtet.

Großen Schaden nahm die Stadt kurz nach der Schlacht um Kiew durch einen verheerenden Großbrand, der am 24. September 1941 durch ferngezündete sowjetische Sprengsätze ausgelöst wurde und erst am 29. September unter Einsatz der deutschen und einheimischen Feuerwehr durch das Sprengen von Brandschneisen gelöscht werden konnte. In einer zweiten Schlacht um Kiew wurde die Stadt von der Roten Armee am 6. November 1943 nach 778 Tagen deutscher Besetzung befreit. In der Stadt bestand (bis 1954) das Kriegsgefangenenlager 62 für deutsche Kriegsgefangene des Zweiten Weltkriegs, dazu das Kriegsgefangenenhospital 3201.

In der Nachkriegszeit wurde die Stadt rasch wiederaufgebaut und setzte ihr schnelles Bevölkerungswachstum fort. Nach dem Moskauer Vorbild entstand die Kiewer Metro. Zur Erinnerung an den Sieg im Großen Vaterländischen Krieg wurde auf der hohen rechten Dnepr-Seite die riesige Mutter-Heimat-Statue erbaut. 1982 fanden die Feierlichkeiten des 1500-jährigen Bestehens von Kiew statt. 1986 wurde die Stadt vom Tschernobyl-GAU schwer getroffen. Seit 1991 ist Kiew Hauptstadt der unabhängigen Ukraine. Ab November 2004 wurde die Innenstadt zum Schauplatz der Massenproteste gegen die Fälschungen bei der Präsidentschaftswahl 2004, die schließlich zur Orangen Revolution führten. Von Dezember 2013 bis Ende Februar 2014 war die Stadt Schauplatz des „Euromaidan“, einer Protestbewegung gegen die ukrainische Regierung, was zu deren Sturz führte.

Lage:

Informationen:

Ort: Kiev

Land: Ukraine

Besucht am: 24.05. - 27.05.2019

Fläche: 839 km²

Einwohner: 2.934.522 (2018)

Bilder:

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Sophienkathedrale

Die Sophienkathedrale war 1037 durch Erlass vom altrussischen Fürsten Jaroslaw der Weise am Ort angelegt, wo ein Jahr zuvor die Kyiver in der Schlacht mit den Petschenegen gesiegt hatten. Die Kathedrale wurde als siebenkuppelige fünfschiffige Kreuzkirche mit offener Galerie nach byzantinischem Vorbild – speziell nach dem der Hagia Sophia in Konstantinopel – errichtet. Als Hauptkathedrale der Kiewer Rus war sie ihrer christlichen und kulturellen Bedeutung nach dazu berufen, von der Weisheit des Christentums und der Festigung der politischen Macht der Rus zu künden. Die Kathedrale war Mittelpunkt des kulturellen und politischen Lebens des altrussischen Volkes. Hier fanden unter anderem die Thronbesteigungen der Kiewer Fürsten statt, hier tagte die Kiewer Volksversammlung (Wetsche), hier wurden Staatsgäste empfangen und Hofzeremonielle durchgeführt. Als Namenspatronin diente Sophia als Sinnbild der Weisheit.

Die Ausmaße der Kathedrale – 37 Meter lang, 55 Meter breit und bis zur Zentralkuppel 29 Meter hoch – waren für die damalige Zeit beeindruckend. Die Kathedrale diente auch als Bestattungsort der Kiewer Fürsten. Als wichtiges Grabmal hat sich der Sarg von Jaroslaw dem Weisen bis heute erhalten, der hier 1054 beigesetzt wurde. Nach dem Einfall der Mongolen in die Rus (Mitte des 13. Jahrhunderts) büßte nicht nur die Stadt Kiew ihre zentrale politische und kulturelle Funktion ein, auch die Sophienkathedrale verlor ihre kirchliche Bedeutung. Der Kirchenbau wurde teilweise zerstört, der Sitz des Metropoliten nach Weliki Nowgorod (und später nach Moskau) verlegt. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde die Kathedrale durch weitere Einfälle der Krimtataren in Kiew immer stärker zerstört.

Zu Beginn des 17. Jahrhunderts veranlasste der Metropolit Petro Mohyla schließlich einen Wiederaufbau. Dazu wurde der italienische Baumeister Octaviano Mancini eingeladen, unter dessen Leitung die Arbeiten um 1630 erfolgten. Hierbei wurde die Ausstattung kaum verändert, sodass sich der großartige byzantinische Eindruck bis heute erhalten hat. Dagegen wurde der äußere Kirchenbau durch Schließung der Außengalerien vergrößert, jedoch blieben etliche Holzkonstruktionen erhalten. Nachdem im Jahr 1697 ein großer Brand die Kathedrale schwer beschädigt hatte, ließ Zar Peter I. die Kirche im ukrainischen Barockstil aus Stein vollkommen neu errichten. Das Gebäude wurde um ein Stockwerk erhöht und zusätzlich sechs Kuppeln in typischer Birnenform hinzugefügt. Das Gelände der Sophienkathedrale erhielt eine Umfassungsmauer und weitere Gebäude wie der Metropolitenpalast, das Südtor, das Refektorium (als beheizbare Kirche auch „Warme Sophie“ genannt) und das Geistliche Seminar wurden errichtet. Besonders dominant ist der neue Glockenturm, der über dem Hauptzugang am Sophienplatz 1699–1707 errichtet wurde. Nach einer Erhöhung um eine vierte Etage im Jahr 1851 ist er jetzt 76 Meter hoch.

Erst mit der Trennung der Ukraine von der zerfallenden Sowjetunion im Jahr 1991 wurde die Sophienkathedrale wieder der orthodoxen Kirche übergeben. Aber in den folgenden Jahren gab es erhebliche Streitigkeiten innerhalb der orthodoxen Kirche über die Zugehörigkeit der Kathedrale: entweder zur orthodoxen Kirche des Kiewer Patriarchats oder zum Moskauer Patriarchat. Es gab auch Ansprüche der ukrainisch-katholischen Kirche. Da diese Streitigkeiten nicht gelöst werden konnten, setzte sich der ukrainische Staat durch und schloss erneut die Sophienkathedrale für kirchliche und liturgische Zwecke. Sie ist seitdem wieder ein Museumskomplex, der auch zum Weltkulturerbe der UNESCO gehört.Im Dezember 2018 fand in der Sophienkathedrale die Synode statt, bei der die Gründung der neuen Orthodoxen Kirche der Ukraine beschlossen wurde. Am 7. Januar 2019 wurde in Anwesenheit des ukrainischen Präsidenten Petro Poroschenko die Weihnachtsliturgie gefeiert, im Rahmen derer der Tomos über die Verleihung der kirchlichen Eigenständigkeit präsentiert wurde.

Kiewer Höhlenkloster

Das Kiewer Höhlenkloster ist eines der ältesten orthodoxen Klöster der Kiewer Rus. Die nachweislich ältesten Erwähnungen der Höhlen finden sich in der bedeutenden „Chronik der vergangenen Jahre“ Nestors (auch „Nestorchronik“ genannt, Anfang 12. Jahrhundert) sowie im Paterikon des Höhlenklosters.

Den Aufzeichnungen nach ließ sich der Einsiedler Antonius von Kiew (Antonij) aus Ljubetsch 1013 am Ufer des Dnepr in den Waräger-Höhlen nieder. Zusammen mit dem Mönch Theodosius von Kiew (Feodosij), der 1062 Vorsteher der Asketengemeinschaft wurde, gründete er 1051 ein orthodoxes Kloster. Im ausgehenden 11. Jahrhundert erfolgte der erste Bau der Maria-Himmelfahrt-Kathedrale (ukr. ?????????? ?????). In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich der gesamte Klosterbereich zum führenden Kloster in der Kiewer Rus. Diese Tradition wurde auch nicht durch die Mongolenherrschaft ab dem 13. Jahrhundert unterbrochen, obwohl Kiew in dieser Zeit seine Bedeutung als wichtige Handelsstadt mit Konstantinopel einbüßte. 1688 wurde dem Höhlenkloster der Ehrentitel einer „Lawra“ verliehen. Diese hohe Auszeichnung erhielten nur wenige bedeutende Klöster im orthodoxen Russland.

Die heutigen Kirchen- und Klosterbauten sind durch den ukrainischen Barock ab dem 18. Jahrhundert geprägt. Wichtige Bauten seit dieser Zeit sind die Maria-Himmelfahrt-Kathedrale, die Dreifaltigkeitstorkirche, die Allerheiligenkirche, die Kreuzerhöhungskirche und die Gottesmutter-Geburtskirche. Der Bau des großen Glockenturms erfolgte ab 1731. Als letzter großer Kirchenbau entstand 1893–95 die Refektoriumskirche. Nach der Russischen Revolution und den Wirren des Bürgerkriegs wurde das Höhlenkloster unter der jungen Sowjetmacht 1926 in ein staatliches Museumsreservat umgewandelt. Die Höhlen wurden 1929 geschlossen. 1941 wurde während der deutschen Besatzung die Maria-Himmelfahrt-Kathedrale (Uspenski-Kathedrale) gesprengt. Reichskommissar der Ukraine Erich Koch gab als Grund an, dass unterworfene Völker keine identitätsstiftende Kultstätten haben sollten, die ihre Unabhängigkeitsbestrebungen stärken.

1988, als in der Sowjetunion unter Michail Gorbatschow eine Neuorientierung begann, wurde das Mönchsleben im Höhlenkloster wiederbelebt. Seit dem Zerfall der Sowjetunion und der ukrainischen Unabhängigkeit wurde der untere Klosterbereich der orthodoxen Kirche wieder zurückgegeben. Hier siedeln auch wieder Mönche in den traditionellen Höhlen. Die Maria-Himmelfahrt-Kathedrale wurde von 1998 bis 2000 wiederaufgebaut.

Das Kloster erhielt seinen Namen von ausgedehnten künstlich geschaffenen Höhlen, die seit der Gründungszeit als Einsiedeleien der Mönche dienten. Hier in größter Abgeschiedenheit von der Welt versuchten (und versuchen wieder) Mönche sich durch Gebet Gott zu nähern. Die langen Höhlengänge umfassen in gewissen Abständen kleinste Mönchszellen und unterirdische Kirchen. Die Höhlen wurden aber auch als Bestattungsort verstorbener Mönche genutzt. Entlang aller Gänge stehen in Nischen die Särge vieler Mönche, deren Körper sich in den Särgen im Laufe der Jahrhunderte mumifizierten. Auch der berühmte Chronist Nestor ist in den Höhlen bestattet.

St.-Andreas-Kirche

Den Grundstein der Andreaskirche soll der Legende nach der Apostel Andreas gelegt haben. Andreas kam im ersten Jahrhundert nach Christus den Dnepr entlang bis zu den Hügeln im heutigen Kiew. An der Stelle auf dem nach ihm benannten Hügel, wo heute die Kirche steht, segnete er die umliegenden Hügel und stellte ein Kreuz auf. Im Jahr 1112 ließ Fürst Mstislaw I. hier die hölzerne Kreuzerhöhungskirche errichten, die bis 1560 stand. Danach stand der Platz leer und diente als Bollwerk der nahegelegenen Festung. Als Zarin Elisabeth Petrowna Romanowa bei ihrem Besuch 1744 die vielen Bettler an diesem Ort sah, befahl sie den Bau einer Hofkirche an der Stelle des Kreuzes zu Ehren des Apostels Andreas, der auch Patron des Zarenreiches war. Im September 1744 legte sie zusammen mit ihrem Liebhaber Alexei Grigorjewitsch Rasumowski drei Fundamentsteine auf dem Hügel nieder.

Nach der Weihe 1767 wurde die Kirche mehrfach renoviert, jedoch wurden keine wesentlichen Veränderungen vorgenommen. 1968 wurde ein Kirchenmuseum eingerichtet. Im Erdgeschoss hat die Geistliche Akademie und das Seminar der Ukrainischen Autokephalen Orthodoxen Kirche ihren Sitz. Am 18. Oktober 2018 beschloss das ukrainische Parlament, dass die St.-Andreas-Kirche dem Ökumenischen Patriarchat zur Nutzung übergeben wird.

Die der ukrainischen Bautradition folgende Barockkirche auf dem Grundriss eines griechischen Kreuzes hat eine 46 Meter hohe Zentralkuppel mit Fenstern sowie vier zierliche weiße Seitentürmchen, die mit ihren kleinen Säulen und Kuppeln an Minarette erinnern. Die Ausmaße der einschiffigen Fünfkuppel-Kreuzkirche betragen 32 Meter in der Länge, 23 Meter in der Breite, 42,6 Meter in der Höhe und bis zu 15 Meter in die Tiefe des Fundaments. Ihre Gesamthöhe beträgt 60 Meter. Ein Zwiebeldach mit einem Kreuz auf einer vergoldeten Kugel krönt die eiförmige, vertikal gestreckte Kuppel. Der Durchmesser der Hauptkuppel beträgt 10 Meter. Den acht Fenstern des hohen Tambours entsprechen runde Lukarnen im unteren Teil der Kuppel. Die dynamischen Biegungen des gekröpften Gebälks, die Fassade und die Vorsprünge mit korinthischen Doppelsäulen, Pilastern, Girlanden, Gesimsen, vergoldeten Kapitellen, bogenförmigen Giebeln, verschnörkelten Kartuschen, Kaskaden goldener Blumen und stilisiertes Muschelwerk auf dem goldenen und türkisen Grund verleihen dieser Kirche einen besonderen Reiz. An den vergoldeten Giebelkartuschen erkennt man das Monogramm E.P. der Zarin Elisabeth Petrowna, der Auftraggeberin der Kirche. Im zweigeschossigen Stylobat mit mächtigen Innenstützen befinden sich eine Unterkirche sowie ein Priesterseminar und Priestergemächer des Kiew-Patriarchats der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche. Das Dach des Unterbaus ist die Terrassenplattform, die von einer Balustrade umgeben ist. Eine majestätische gusseiserne Treppe führt zum Kircheneingang hinauf.

St. Michaelskloster

Das St. Michaelskloster befindet sich auf der westlichen Seite des Dneprs am Rand eines Kliffs nordöstlich der Kiewer Sophienkathedrale. Sie belegt eine Fläche von zirka 38.000 Quadratmetern und besteht aus der goldenen Torkirche, der Kathedrale auf ihrem Gelände, einigen ehemaligen Wohnbauten, der Trapezkirche von Johannes dem Täufer, einem Wirtschaftstor, dem Refektorium und weiteren Gebäuden, die von der Kiewer Theologischen Schule genutzt werden. Vor dem Eingangsportal der Torkirche befindet sich eine Gedenkstätte für die Millionen Opfer des Holodomor, der großen Hungersnot von 1932–1933, die durch falsche Politik Stalins die Ukraine besonders hart traf.

Das Mönchskloster, im Mittelalter von Swjatopolk II Isjaslawytsch erbaut, umfasst die Kathedrale, den Speisesaal des Evangelisten St. Johannes (gebaut 1713), das Wirtschafts-Tor (1760 konstruiert) und den Glockenturm, der um 1716–1719 hinzugefügt wurde. Das Äußere des Baues wurde im 18. Jahrhundert im Ukrainischen Barockstil wiederaufgebaut, während das Innere in seinem originalen byzantinischen Stil blieb. Im 12. Jahrhundert wurde die Michaelskirche Grablege der Kiewer Fürsten. Während der Eroberung Kiews im 15. Jahrhundert wurde die Kirche erstmals stark beschädigt, vor allem die goldenen Kuppeln waren zerstört. Sie wurde jedoch wieder aufgebaut. Im Laufe weiterer Jahrhunderte erlangte das Michaelskloster große wirtschaftliche Bedeutung, es zählte zu den reichsten kirchlichen Einrichtungen.

Mit dem Übergang Kiews in das Russische Reich verlor das Kloster viele Güter und besaß im Wesentlichen nur noch regionale Bedeutung. Zur Zeit des Sowjetregimes sollte an der Stelle des Klosterkomplexes ein Wahrzeichen der neuen Machthaber errichtet werden. Der historische Wert der Michaelskathedrale wurde als gering eingestuft, und sie wurde schließlich Mitte der 1930er-Jahre zerstört. Im Sommer 1934 wurden die Reliquien in die Wladimirkathedrale verbracht, die Mosaiken des 12. Jahrhunderts durch Restauratoren abgenommen und in der Sophienkathedrale ausgestellt, Wandbilder gelangten in die Eremitage im damaligen Leningrad. Zahlreiche wertvolle Kunstwerke wurden ins Ausland verkauft oder vernichtet. Im Sommer 1936 erfolgte die Sprengung der Kathedrale und des Glockenturms. Statt des geplanten monumentalen Architekturensembles wurde in der Epoche des Stalinismus aber nur ein Teil errichtet, das heutige Außenministerium der Ukraine.

Nach dem Ende der Sowjetunion und der Unabhängigkeit der Ukraine wurde der Beschluss zum Wiederaufbau gefasst und durchgeführt. Die Ukrainisch-orthodoxe Kirche - Kiewer Patriarchat erhielt den Kloster- und Kirchenkomplex zurück. Die Kathedrale wurde mit Spenden und unter Benutzung einiger vorhandener Bruchstücke wieder aufgebaut und am 30. Mai 1999 offiziell wieder eröffnet. Der Innenausbau war erst im Mai 2000 abgeschlossen.

Goldenes Tor von Kiev

Das Goldene Tor von Kiew ist ein historisches, befestigtes Stadttor in Kiew. Das Tor wurde auf den Befehl des Kiewer Großfürsten Jaroslaw des Weisen von 1017 bis 1024 erbaut. Als Muster diente das Goldene Tor von Konstantinopel. 1240 wurde es von mongolischen Truppen des Batu Khan beschädigt. Das Tor blieb bis zum 18. Jahrhundert der Haupteingang in die Stadt und dient oft zeremoniellen Zwecken. 1832 wurden die Reste des Tores rekonstruiert. Weitere Rekonstruktionsarbeiten wurden in den 1970er Jahren durchgeführt, dabei wurde auf den Resten des Tores das neue, rekonstruierte Tor gebaut. Das neue Tor, das ein Museum beherbergt, wurde 1982 anlässlich des 1500-jährigen Bestehens von Kiew eröffnet.

Wladimirkathedrale

Bereits 1852 regte Metropolit Philaret den Bau einer Kathedrale an, um das 900-jährige Jubiläum der Einführung des Christentums in der Kiewer Rus (Vorgänger der Staaten Russland, Ukraine und Weißrussland) durch Wladimir den Heiligen zu feiern. Der spendenfinanzierte Bau begann 1859; das Gebäude selbst war 1882 fertiggestellt, der reich verzierte Innenraum wurde erst 1886 fertiggestellt. Im Polnisch-Sowjetischen Krieg wurde die Kathedrale beschädigt und wurde daraufhin als Atheismus-Museum genutzt, das auch das Thema Religion behandelte. Später wurde es zu einem Archiv. Seit 1944 und nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie wieder als Sakralbau genutzt. Bis zum Ende der Sowjetunion wurden die Priester in der Ausübung ihrer Tätigkeit jedoch eingeschränkt. Die 49 Meter hohe Kathedrale hat sieben vergoldete Kuppeln, sowie im Inneren drei Apsiden und sechs Pfeiler. Sie ist mit Mosaiken und Fresken reich verziert. Die Malereien im Inneren stammen von berühmten Malern wie Michail Wassiljewitsch Nesterow, Wiktor Michailowitsch Wasnezow, Michail Alexandrowitsch Wrubel, Wilhelm Kotarbinski und Pawel Alexandrowitsch Swedomski. In der Wladimirkathedrale befinden sich Reliquien der heiligen Barbara, die nach der Zerstörung der Hauptkirche des St. Michaelsklosters in den 1930er-Jahren hierher ausgelagert wurden.

Standseilbahn Kiew (Verkhniy stantsiya)

Die Standseilbahn Kiew verbindet die Kiewer Stadtteile Postviertel in der Unterstadt (Podil) und den Michaelplatz in der Oberstadt mit dem Außenministerium und dem Michaelskloster auf einer Länge von 238 Metern und mit einer Steigung von 36 Prozent bei einem Höhenunterschied von 75 Metern. Die Bahn wurde 1905 in Betrieb genommen und ersetzte eine 1892 eingerichtete Straßenbahnlinie, die auf längerer Strecke vom Ufer des Dnepr zum Stadtzentrum führte.

Bereits in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstand die Idee, die Bauten auf dem Wladimirberg mit den im Uferbereich vorhandenen Fabriken, Hafenanlagen und Wohngebäuden durch eine Aufzugsanlage miteinander zu verbinden. Ingenieur Artur Abrahamson trug dem Kiewer Stadtrat 1883 erste konkrete Pläne vor. Nach langen und teilweise kontroversen Diskussionen wurde schließlich der Bau einer Standseilbahn beschlossen. Zwischen 1902 und 1905 konnten durch Spezialisten eine eingleisige Strecke in der Spurweite 1000 Millimeter mit einer Ausweichstelle und zwei Bahnhöfe (Pavillons) an den jeweiligen Endstationen errichtet werden. Die Gleisanlage wurde auf Stützen aus Stahlbeton ausgeführt, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts gerade als neuartiges Baumaterial entwickelt worden war. Der Antrieb erfolgte mit an der Bergstation eingebauten Elektromotoren. Die ersten beiden Waggons wurden in der Schweiz gefertigt, bestanden überwiegend aus Holz und fassten je 65 Personen. Die Baukosten werden mit damaligen 230.000 russischen Rubeln angegeben. Die Anlage gilt als eine der ersten auf dem Territorium des Russischen Kaiserreichs bzw. der späteren Sowjetunion gebauten Standseilbahnen.

Am 7. Mai 1905 erfolgte die Eröffnung der als „Michailowskis Mechanischer Lift“ bezeichneten Transporteinrichtung, eine Fahrt dauerte drei Minuten. Bereits einen Tag später wurde der 22.000ste Fahrgast gezählt! Im Laufe ihres Bestehens wurde die Bahn mehrfach um- und ausgebaut und technisch erneuert. Im Jahr 1928 konnte die Talstation um 38 Meter bis auf den Postplatz verlängert werden. Seit 1958 sind Wagen in Stahlblechbauweise im Einsatz. Ebenso mussten die Antriebsmotoren und Schwellen ausgetauscht werden. 1984 wurde eine umfassende Rekonstruktion der Pavillons vorgenommen, die rundum geschlossen und Jugendstil-artig gestaltet wurden. Die letzten Arbeiten erfolgten im Herbst 2006.