Jerusalem

Geschichte:

Die ältesten bisher nachgewiesenen Spuren menschlicher Besiedlung des heutigen Stadtgebiets sind keramische Ausgrabungsfunde des Chalkolithikums (um 5700-3700 v. Chr.) auf dem Berg Ophel. Dort wurden Jerusalems Vorläufer erbaut. In der Frühen Bronzezeit II (um 3050-2900 v. Chr.) wurden die ersten Häuser und in der Mittleren Bronzezeit II (um 1800 v. Chr.) die erste Stadtmauer errichtet.

Die ältesten literarischen Angaben zu Jerusalem stammen aus dem Tanach, der hebräischen Bibel. Für sie fehlt oft eine außerbiblische Bestätigung, auch archäologischer Art, und sie entstanden in der heute überlieferten Form erst Jahrhunderte nach den beschriebenen Begebenheiten. Danach gehörte die Stadt zur Zeit der Landnahme Kanaans (etwa 1200-1000 v. Chr.) den Jebusitern, in deren Nachbarschaft die Israeliten vom Stamm Benjamin und Juda siedelten. Der Ort hieß damals auch Jebus; die Israeliten bezeichneten ihn als Jebusiterstadt oder "Stadt der Fremden". Deren Könige bildeten mit anderen Gegnern der Zwölf Stämme Israels Kriegskoalitionen. Der Stamm Juda eroberte und zerstörte die Stadt als Auftakt zur Eroberung Kanaans. Diese Angabe widerspricht Ri 1,21 EU, wonach die Benjaminiter die Jebusiter nicht vertrieben, sondern friedlich neben ihnen wohnen blieben, und 2 Sam 5,6ff. EU wonach erst König David Jerusalem von den Jebusitern eroberte. Ri 1,8 gilt daher als ahistorische, später vorangestellte redaktionelle Notiz.

David eroberte Jerusalem erst, nachdem er seinen Vorgänger König Saul entmachtet, die Nachbarvölker der Amalekiter und Philister besiegt hatte und dann auch von den daran unbeteiligten Stämmen der Israeliten als ihr König anerkannt worden war. Daraufhin soll er seinen Regierungssitz um 1000 v. Chr. von Hebron nach Jerusalem verlegt haben, das etwa in der Mitte zwischen Norden und Süden Israels lag und auf das bisher kein Stamm der Israeliten Besitzansprüche erhoben hatte. Er nannte die Stadt fortan die "Davidsstadt". So machte er Jerusalem zur Hauptstadt seines Großreiches. Indem er die Bundeslade, die als beweglicher Thron die früheren Feldzüge der Israeliten begleitet hatte, dorthin überführt haben soll, wurde die Stadt auch zum religiösen Mittelpunkt seines Reichs.

Davids Sohn Salomo (um 969-930 v. Chr.) erbaute einen Palast und den ersten Tempel, den David geplant hatte. Als Ort des Tempels entwickelte sich Jerusalem von da an zum Zentrum des Judentums in und außerhalb Israels. Nach Salomos Tod (als Sterbejahr wird 926 v. Chr. angenommen) und der Spaltung des Königreichs in die Staaten Juda (Süden) und Israel (Norden) wurde Jerusalem die Hauptstadt des Südreiches Juda.

Hiskija (725-697 v. Chr.) weihte laut dem biblischen Bericht den Tempel, sicherte die Stadt durch Mauern und ihre Wasserversorgung durch den Hiskija-Tunnel. Joschija machte 628 v. Chr. Jerusalem wohl zur alleinigen legitimen israelitischen Kultstätte, indem er die übrigen Heiligtümer zerstören ließ. Nebukadnezar II. eroberte Jerusalem erstmals 597, nochmals 586 v. Chr.; beim ersten Mal führte er die jüdische Oberschicht in Gefangenschaft (babylonisches Exil) und setzte Zedekia als Vasallenkönig ein. Nach dessen Bruch mit den Babyloniern ließ Nebukadnezar 586 v. Chr. Jerusalem und seinen Tempel zerstören und führte die Reste der Führungsschicht, darunter Zedekia, ins Exil.

Nach der Einnahme Babylons erlaubte der persische König Kyros II. mit dem Kyros-Edikt den dort exilierten Juden 538 v. Chr. die Heimkehr und den Wiederaufbau ihres Tempels, der mehrere Jahrzehnte dauerte. Unter römischer Herrschaft wurde der von Herodes dem Großen ausgestattete zweite Tempel im Jahre 70 n. Chr. am Ende des Jüdischen Krieges durch Titus zerstört. Die Römer und Byzantiner, sechshundert Jahre die Herrscher über Palästina, machten Caesarea zur Hauptstadt. Hadrian verbot nach dem Bar-Kochba-Aufstand Juden unter Androhung der Todesstrafe den Zutritt zur Stadt und benannte sie in (Colonia) Aelia Capitolina um, wobei Aelius Hadrians Mittelname war und sich Capitolina auf den römischen Kapitolhügel bezog, das Zentrum der Verehrung des römischen Hauptgottes Jupiter. Auf dem Tempelberg wurde ein Jupitertempel errichtet. Die jüdischen Bewohner emigrierten in die jüdische Diaspora rund ums Mittelmeer, viele wanderten ins Perserreich aus.

Nachdem Kaiserin Helena im Heiligen Land Grabungen veranlasst hatte, ließen sie und ihr Sohn Konstantin am Ort der vermuteten Kreuzauffindung die Grabeskirche erbauen. Nach der Reichsteilung von 395 fiel Jerusalem an das Oströmische Reich. Die Stadt durchlebte unter oströmischer ("byzantinischer") Herrschaft eine anhaltende Friedensperiode, so dass der Übergang von der Spätantike zum Mittelalter sehr viel bruchloser verlief als im lateinischen Europa. Der Sassaniden-Herrscher Chosrau II. drang um 613 während des Römisch-Persischen Kriegs (602-628) nach Palästina vor. Die palästinischen Juden begrüßten die Sassaniden als Befreier und vollzogen einen Aufstand gegen Byzanz. Im Juli 614 eroberten die Sassaniden Jerusalem nach 21-tägiger Belagerung mit Hilfe jüdischer Verbündeter. Laut Theophanes sollen die Juden dabei bis zu 90.000 christlichen Stadtbewohnern ermordet haben. 629 fiel Jerusalem nach dem Sieg des oströmischen Kaisers Herakleios an Byzanz zurück. Dabei kam es trotz kaiserlicher Versprechen zu neuen Massakern, diesmal von Griechen an Juden.

Im Zuge der Islamischen Eroberung der Levante gelangten Armeen des wenige Jahre zuvor begründeten Islams nach Palästina. Im Jahre 637 belagerte eine arabische Armee unter dem General Abu Ubaida ibn al-Dscharrah im Auftrag des Kalifen Umar die Stadt und konnte sie nach sechs Monaten durch die Kapitulation der byzantinischen Verteidiger einnehmen. Dem Patriarchen von Jerusalem Sophronius (560-638) war zugesichert worden, dass die christliche Bevölkerung der Stadt diese verlassen durfte, auch wenn dies tatsächlich nur wenige taten. Den Juden wurde nach der arabischen Eroberung die Ansiedlung in Jerusalem wieder gestattet, was die praktisch 500 Jahre währende Phase jüdischer Vertreibung aus der Stadt endgültig beendete. Die auf die Eroberung Jerusalems folgende Ära muslimischer Herrschaft bis zu den Kreuzzügen ist nicht als ungebrochene Phase stabiler politischer Verhältnisse vorzustellen, vielmehr lösten sich verschiedene, miteinander verfeindete und religiös in Anhänger der Sunna und der Schia gespaltene muslimische Machthaber ab. Die Stadt wurde häufig belagert und wechselte mehrfach den Besitzer.

Im ersten Jahrhundert der islamischen Herrschaft wurde Jerusalem von der Dynastie der Umayyaden kontrolliert, die seit 639 die islamischen Statthalter Syriens stellte und in den Wirren nach dem Tod des ersten umayyadischen Kalifen Uthman mit dem 660 in Damaskus proklamierten Kalifen Muawiya das erbliche Kalifat begründete. Muawiya verlegte die Kalifenresidenz in die syrische Hauptstadt Damaskus. Unter seinen Nachfolgern aus der umayyadischen Seitenlinie der Marwaniden verlagerte sich der Schwerpunkt des Umayyadenreiches um 680 endgültig nach Syrien und Palästina. Unter ihrer Ägide entstanden die wichtigsten islamischen Sakralbauten in Jerusalem. Auf dem Tempelberg ließ Kalif Abd al-Malik um 692 den Felsendom fertigstellen und anstelle eines unmittelbar nach der Eroberung entstandenen hölzernen Vorgängerbaus die unter seinem Sohn vollendete al-Aqsa-Moschee erbauen. Durch die Verknüpfung des Felsendoms mit der Legende von der Himmelfahrt Mohammeds erhielt Jerusalem in dieser Zeit auch für die Muslime eine besondere religiöse Bedeutung. Es gibt auch Anhaltspunkte dafür, dass in der Zeit al-Maliks islamische Riten an dem Felsen vollzogen wurden, die ansonsten nur an der Kaaba in Mekka stattfinden.

Im Jahr 750 kam es zum Sturz der Umayyaden, die von den als religiös asketischer geltenden Abbasiden verdrängt wurden. Der einzige den Sturz seines Hauses überlebende Umayyadenprinz Abd ar-Rahman flüchtete über Jerusalem nach Nordafrika und errichtete 755 in Spanien das unabhängige Emirat von Córdoba. In den folgenden zwei Jahrhunderten wurde Jerusalem von abbasidischen Statthaltern regiert. In dieser Zeit wechselten Phasen mit explizit christen- bzw. judenfeindlicher Politik mit Phasen der Toleranz gegenüber jüdischen und christlichen Bewohnern und Pilgern. Im Rahmen des über jüdische Fernhändler vermittelten Gesandtenaustauschs der Karolinger mit den Abbasiden und mit den Patriarchen von Jerusalem wurde Karl der Große zu Beginn des 9. Jahrhunderts nach dem Zeugnis fränkischer Chronisten vom muslimischen Herrscher Harun ar-Raschid als formeller Beschützer der christlichen heiligen Stätten anerkannt, was als ein Affront gegenüber Byzanz zu werten ist. Innerhalb der islamischen Welt besaß Jerusalem zu dieser Zeit keine zentrale Bedeutung, da Palästina außerhalb des abbasidischen Kerngebietes lag und Jerusalem auch kein überregionales Ziel islamischer Pilger war. Erst in der Kreuzfahrerzeit begann der christliche Nimbus Jerusalems als der "heiligen Stadt" stärker auf die islamische Sichtweise abzufärben.

Im Jahre 979 wurde Jerusalem von den ägyptischen Truppen der schiitischen Dynastie der Fatimiden erobert, die in Ägypten die Macht errungen und ihr Kalifat in Kairo errichtet hatten. In der Stadt kam es nach der Eroberung zu einem Blutbad, dem nicht nur Anhänger des sunnitischen Kalifats zum Opfer fielen, sondern das auch christliche und jüdische Bevölkerung betraf. Die Grabeskirche wurde gebrandschatzt und zahlreiche Synagogen und Kirchen wurden im Verlauf der Eroberung beschädigt oder zerstört. 30 Jahre später wurde die Grabeskirche 1009 auf Befehl des Fatimiden-Kalifen al-Hakim abgerissen. Mit einem Pogrom gegen Juden und Christen begann eine fünf Jahre andauernde Verfolgung der "Ungläubigen". Er führte die diskriminierenden Kleidervorschriften wieder ein, nach denen die Juden z. B. eine Glocke um den Hals tragen mussten, verbot den Muslimen jeden geschäftlichen Verkehr mit ihnen, zog die Besitzungen aller Kirchen und Synagogen ein und ließ mehrere von ihnen zerstören. Christen und Juden wurden unter fatimidischer Herrschaft auch nach dem Ende der Verfolgungen noch systematisch benachteiligt. So durften Christen weiter kein Pferd besteigen, kein Schwert oder eine sonstige Waffe führen, keinen Turban und keine landesüblichen Schuhe tragen. Sie mussten sich an der Stirn scheren und an einem Gürtel und zwei gelben Stoffbändern an der Schulter erkennbar sein. An der Haustür mussten sie die hölzerne Darstellung eines Dämons anbringen.

In den 1020er und 1030er Jahren wurde die fatimidische Herrschaft in Palästina und Syrien durch Aufstände beduinischer Stammesverbände und ein erstarkendes Byzantinisches Reich unter Kaiser Basileios II. bedroht. Nach der erfolglosen Belagerung Jerusalems durch ein Heer der Oströmer im Jahre 1030 ließ der fatimidische Kalif die Stadt mit einer Mauer schützen, zu deren Bau auch das Material abgerissener Kirchen und Klöster verwendet wurde. Anschließend kam es zu einer Phase intensiver Kontakte und Verhandlungen zwischen Kairo und Byzanz, in deren Verlauf der Kalif az-Zahir (1021-1036) 19 Jahre nach der Zerstörung der Grabeskirche deren Wiederaufbau durch griechische Architekten gestattete und die Auflagen für die Nichtmuslime lockerte.

1071 fiel Jerusalem praktisch kampflos in die Hand sunnitischer Seldschuken, geführt von Emir Atsiz ibn Uwak von Damaskus, der die Wirren einer inneren Krise des Fatimidenreiches dazu nutzte, Syrien und Palästina zu unterwerfen. Christliche Pilgerfahrten ins Heilige Land wurden wegen der andauernden Kriege zwischen Seldschuken und Byzanz fast unmöglich. Zwar blieb die Grabeskirche auch unter türkischer Herrschaft Christen zugänglich, doch verboten die Seldschuken die Reparatur der in den Unruhen beschädigten Kirchen. Im August 1098 stießen die Fatimiden unter dem Kommando des Wesirs al-Adfal erneut gegen Jerusalem vor und eroberten die Stadt mithilfe moderner Kriegsmaschinen in sechswöchiger Belagerung zurück. Die sunnitische Anhängerschaft in der Bevölkerung wurde zu großen Teilen aus der Stadt vertrieben, zum Teil auch getötet. Nur wenige Monate später standen die Kreuzritter vor Jerusalem und begannen ihrerseits mit der Belagerung der Stadt. Da sie nicht über schweres Kriegsgerät und Belagerungstürme, ja nicht einmal über genügend Pferde verfügten und der fatimidische Kommandant Iftikhar ad-Daula die Stadtmauer nach den Schäden des Vorjahres gerade erst ausgebessert und erneuert hatte, schien ihre Lage zunächst wenig aussichtsreich. Auch waren kampffähige orientalische Christen im Vorfeld von den fatimidischen Militärführern der Stadt verwiesen worden, weil man befürchtete, sie könnten mit den Kreuzfahrern sympathisieren.

Nachdem es dem Kreuzfahrerheer jedoch gelungen war, sich mit frisch angeliefertem Holz drei Belagerungstürme zu bauen, eroberten die Kreuzritter am 15. Juli 1099 unter Gottfried von Bouillon und Raimund von Toulouse die "heilige Stadt" Jerusalem. Nachdem die Kreuzfahrer die äußeren Mauern überwunden hatten und in die Stadt eingedrungen waren, wurden nach neuesten Erkenntnissen ca. 3.000 Einwohner der Stadt getötet. Nach der Eroberung von Jerusalem gründeten die Kreuzritter das christliche Königreich Jerusalem und bauten eine Reichsverwaltung auf. Die kirchliche Hierarchie des Heiligen Landes lag mit der Neugründung des Patriarchats von Jerusalem in der Hand von lateinischen Bischöfen und wurde neu organisiert; allerdings blieb diese Struktur eine Parallelorganisation, an der nur die römisch-katholischen Christen teilhatten, während die einheimische christliche Bevölkerung ihre orientalischen und orthodoxen Kirchenorganisationen beibehielt. Zu dieser Zeit entstanden in Jerusalem außerdem die geistlichen Ritterorden, insbesondere die Hospitaliter und die Templer (benannt nach ihrem Hauptquartier in einem Flügel des in der Al-Aqsa-Moschee auf dem Tempelberg untergebrachten ersten königlichen Palastes der Kreuzritter). Der Deutsche Orden fasste Fuß im Heiligen Land erst gegen Ende des 12. Jahrhunderts.

Nach der vernichtenden Niederlage der christlichen Ritter in der Schlacht bei Hattin im Jahre 1187 gelang es Saladin, der die Fatimiden gestürzt und als Sultan von Ägypten die Herrschaft der Dynastie der Ayyubiden in Ägypten, Palästina und Syrien begründet hatte, Jerusalem nach kurzer Belagerung zu erobern. Nach der Einnahme der Stadt ließ er das von den Kreuzfahrern errichtete goldene Kreuz auf der Kuppel des Felsendoms und die Marmorverkleidung des Felsens samt Altar entfernen. Im Verlauf des dritten Kreuzzuges plante der englische König Richard Löwenherz nach seinem Erfolg bei der Belagerung von Akkon (1189-1191) und der Wiederbesetzung der meisten Küstenstädte auch die Rückeroberung Jerusalems, führte den Feldzug aber wegen militärischer Aussichtslosigkeit nicht mehr aus. Hauptstadt des Königreiches Jerusalem war von nun an Akkon. Während des Kreuzzugs von Damiette in Ägypten ließ der ayyubidische Herrscher von Syrien al-Mu'azzam im Frühjahr 1219 die Stadtbefestigungen von Jerusalem bis auf den Davidsturm niederreißen und die umliegenden Burgen schleifen, weil man eine Übergabe an die Kreuzfahrer befürchtete und ihnen keine verteidigungsfähige Stadt überlassen wollte. Von da an bis zum Bau der neuzeitlichen Stadtmauer unter den Osmanen (1537-40) blieb Jerusalem für ca. 300 Jahre unbefestigt.

Kurzzeitig gelangte Jerusalem noch einmal in den Besitz der Kreuzfahrer, als Kaiser Friedrich II. die Stadt 1229 gegen den Widerstand des mit ihm verfeindeten Papstes Gregor IX. durch Verhandlungen mit dem Ayyubidensultan al-Kamil ohne militärische Aktionen gewann und sich zum König von Jerusalem proklamierte, aber nur wenige Monate im Heiligen Land blieb. Nach seiner Rückkehr nach Italien stand Jerusalem bis zur unerwarteten Eroberung durch marodierende ägyptische Söldner im Jahre 1244 unter der Verwaltung wechselnder Kreuzfahrerbaillis. Im August 1244 eroberten choresmische Söldner ohne ausdrücklichen Auftrag des ägyptischen Sultans as-Salih die nur schwach verteidigte Stadt und plünderten sie. Nach der Niederlage der Kreuzritter und ihrer syrischen Verbündeten in der Schlacht von La Forbie zwei Monate später war eine christliche Rückeroberung ausgeschlossen. 1291 vertrieb der Mamlukensultan Kalil nach der Eroberung von Akkon die letzten Kreuzritter aus Palästina. Jerusalem, das damals weniger als 10.000 Einwohner und keine politische Bedeutung hatte, blieb bis zur osmanischen Eroberung Anfang des 16. Jahrhunderts unter ägyptisch-mamlukischer Verwaltung.

Im Jahre 1516 besiegte die Osmanische Armee unter der Führung Sultan Selim I. (1470-1520) die Mamluken in Syrien. In weiterer Folge wurde Ägypten und Arabien durch die Osmanen erobert. Jerusalem wurde zum Verwaltungssitz eines osmanischen Sandschaks (Regierungsbezirk). Die ersten Jahrzehnte der türkischen Herrschaft brachten Jerusalem einen deutlichen Aufschwung. Nach 1535 ließ Sultan Süleyman I. (1496-1566) die Befestigungen der Stadt in zum Teil veränderter Linie erneut errichten, so wie sie gegenwärtig zu sehen sind. Durch diese Mauern erhielt die Altstadt ihre heutige Struktur. Die viel zu großen neuen Mauern um den heiligen Symbolort sollten die neue Herrschaft deutlich machen. Jerusalem gewann in der Folgezeit viel an Bedeutung.

Die verarmten Juden und Christen lebten überwiegend vom Pilgergewerbe. Der Besitz der Heiligtümer Jerusalems war wegen der damit verbundenen Almosen eine lebenswichtige Einnahmequelle. Aus diesem Grund kam es damals teilweise zu erbitterten, manchmal gewaltsamen Konflikten unter den Kirchen um einzelne Besitzrechte. Schon ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, also noch vor den vom Zionismus geprägten Alijot (Einwanderungswellen) ab 1882, kamen immer mehr Juden in die Stadt, und es wurden erste Wohngebiete außerhalb der Stadtmauern gegründet. Um 1880 war etwa die Hälfte der rund 30.000 Einwohner Jerusalems jüdisch. Am 9. Dezember 1917 marschierten britische Truppen unter General Edmund Allenby in die Stadt ein, nachdem der osmanische Gouverneur diese auf Befehl der Führung der osmanischen Streitkräfte übergeben hatte. Die kampflose Übergabe sollte eine mögliche Beschädigung der historischen Stätten durch etwaige Gefechte um die Stadt bzw. in dieser verhindern.

Nach dem Ersten Weltkrieg wurde Jerusalem dem Völkerbundsmandat für Palästina unterstellt und zum Sitz des Hohen Kommissars und der britischen Mandatsverwaltung. In dieser Zeit entwickelte sich Jerusalem in herausragendem Maße und die damaligen Bestimmungen zum Stadtbild sind bis heute in Kraft geblieben. Sir Ronald Storrs, erster britischer Gouverneur Jerusalems, erließ ein Gesetz, wonach die Häuser der Hauptstadt des Mandatsgebiets nur aus Jerusalemer Stein erbaut werden dürfen. Seit Beginn des Nahostkonflikts war Jerusalem einer der zentralen Streitpunkte. Vertreter jüdischer und arabischer Bevölkerungsgruppen beanspruchten die Stadt oder zumindest Teile davon als Hauptstadt Israels beziehungsweise Palästinas. Deshalb sah der Teilungsvorschlag der Vereinten Nationen von 1947 vor, auf dem Gebiet des heutigen Israel einen jüdischen und einen arabischen Staat zu schaffen und Jerusalem unter internationale Verwaltung zu stellen. Die Stadt sollte als corpus separatum von den UN durch einen Treuhänderrat und einen Gouverneur regiert werden. Lokaler Gesetzgeber sollte ein Rat sein, den die Stadtbewohner nach den Regeln der Verhältniswahl wählen sollten. Gegen seine Entscheidungen - sofern sie den Status der Stadt beträfen - behielten sich die UN ein Vetorecht vor. Die Stadt sollte demilitarisiert, neutral und von einer aus ausländischen Truppen rekrutierten Polizei geschützt werden. Sie sollte Teil eines gemeinsamen Handelsraums sein, den Bürger beider Staaten betreten und bewohnen durften. So sollte der gleichberechtigte Zugang zu den heiligen Stätten der drei Weltreligionen gesichert werden.

Am 29. November 1947 nahmen mehr als zwei Drittel der UN-Vollversammlung mit der Resolution 181 diesen Plan an. Es folgten die Resolutionen 194 vom 11. Dezember 1948 und 303 vom 9. Dezember 1949. Der Teilungsplan wurde jedoch nie umgesetzt: Die arabischen Staaten betrachteten ihn als unzumutbaren Verzicht auf einen Teil des "Dar al Islam". Bis 1952 versuchten die Vereinten Nationen mehrmals ergebnislos, den Status Jerusalems zu klären. Die Israelische Unabhängigkeitserklärung von 1948 erwähnte Jerusalem nicht, versprach aber, dass Israel die heiligen Stätten aller Religionen beschützen werde. Am Folgetag griffen die arabischen Staaten Ägypten, Syrien, Transjordanien, Libanon, Irak und Saudi-Arabien Israel mit dem Ziel an, den neu gegründeten jüdischen Staat zu vernichten. Im Israelischen Unabhängigkeitskrieg eroberten die israelischen Streitkräfte große Gebiete des Landes, verloren jedoch das jüdische Viertel der Altstadt und den Osten Jerusalems an die Arabische Legion Transjordaniens. Die Stadt blieb deshalb bis 1967 in das israelische Westjerusalem und das transjordanische Ostjerusalem geteilt, dessen jüdische Bevölkerung vertrieben, das jüdische Viertel in der Altstadt zerstört, und der Zugang zur Klagemauer, dem heiligsten Ort des Judentums den Juden fortan versperrt wurde.

1948 erließ der israelische Verteidigungsminister eine Verordnung, dass im Westen der Stadt wie in jedem Teil Palästinas, den er als von israelischen Truppen gehalten erkläre, israelisches Gesetz gelte. Am 13. Dezember 1949 erklärte Premierminister David Ben-Gurion vor der Knesset Jerusalem zum untrennbaren Teil Israels und seiner ewigen Hauptstadt. Diese Position bestätigte das Parlament. Am 4. Januar 1950 erklärte Israel die Stadt zu seiner Hauptstadt. Der endgültige Status von Jerusalem ist im Rahmen von Endstatusverhandlungen festzulegen. Infolgedessen wird Jerusalem bis heute nicht einheitlich und international nicht als alleinige Hauptstadt Israels anerkannt. König Abdallah ibn Husain I. von Jordanien annektierte daraufhin das von seinen Truppen eroberte Westjordanland und Ostjerusalem. Nur Pakistan erkannte dies an, Großbritannien erkannte nur die Annexion des Westjordanlandes an.

Seit 1952 akzeptierte die internationale Staatengemeinschaft die de facto-Anwendung israelischen Rechts in Westjerusalem. Die Forderung, die Stadt zu internationalisieren, war immer weniger mit der Realität zu vereinbaren und wurde deshalb im Laufe der Zeit nicht mehr von den UN erhoben. Am 7. April 2017 erkannte Russland als weltweit erster Staat Westjerusalem als die Hauptstadt Israels an. Die Position der israelischen Regierung, Jerusalem sei als Ganzes rechtmäßiger Teil Israels und dessen Hauptstadt, wird international nur von sehr wenigen Staaten geteilt. Am 6. Dezember 2017 sprach US-Präsident Donald Trump die offizielle Anerkennung Jerusalems als Hauptstadt Israels durch die USA aus. Er kündigte in der Folge den Umzug der US-amerikanischen Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem an.

Im Sechstagekrieg 1967 war die Strategie der israelischen Armee ursprünglich rein defensiv. Israel wollte Jordanien aus dem Krieg heraushalten, auch noch nachdem das jordanische Militär am Morgen des 5. Juni mit dem Artilleriebeschuss Westjerusalems begonnen hatte. Erst nachdem Jordanien das neutrale Hauptquartier der Vereinten Nationen erobert hatte, entschloss man sich zu handeln. In den nächsten drei Tagen wurde erst das UN-Hauptquartier, dann der jordanische Militärstützpunkt auf dem Giv’at HaTahmoschet ("Munitionshügel") und schließlich die Altstadt erobert. Dabei verzichteten die israelischen Streitkräfte zur Schonung von Moscheen und Kirchen auf den Einsatz schwerer Waffen und nahmen dafür erhebliche Verluste in Kauf: Von insgesamt rund 800 israelischen Kriegstoten fielen 183 in Jerusalem. Erstmals seit der Staatsgründung konnten Juden fortan an der Klagemauer beten. Anders als die arabische Seite 1949 den Juden verweigerte Israel den Muslimen nicht den Zugang zu ihren heiligen Stätten, sondern unterstellte den Tempelberg einer autonomen muslimischen Verwaltung (Waqf).

Nach dem Ende des Krieges verabschiedete die Knesset das Law-and-Administration-Ordinance-Gesetz, das es der Regierung erlaubte, das israelische Gesetz, Israels Jurisdiktion und Verwaltung auf alle Gebiete des ehemaligen Mandatsgebiets auszuweiten. Gleichzeitig wurde die Gemeindeverwaltungsordnung geändert, wodurch es möglich wurde, die Verwaltungsgrenzen Jerusalems auf den Osten der Stadt auszuweiten. Das Stadtgebiet wurde im Süden, Osten und Norden erheblich erweitert. Die Position der israelischen Regierung ist, dass weder Jordanien noch ein anderer Staat außer Israel jemals Souveränität über die Stadt erhalten habe. Jordanien habe Jerusalem 1948 in einem Akt der Aggression unter seine Kontrolle gebracht, wogegen Israel 1967 in Selbstverteidigung gehandelt habe und schon deshalb bessere Ansprüche geltend machen könne. Die israelische Position besagt, dass die Resolution 181 der Vollversammlung als völkerrechtlich nicht bindendes Dokument keine Gültigkeit besitze und aufgrund der arabischen Ablehnung niemals relevant gewesen sei, weshalb Jerusalem als abgetrennte Einheit unter internationaler Treuhandschaft (Corpus Separatum) obsolet geworden sei. Darüber hinaus gebe es weder einen völkerrechtlichen Vertrag dahingehend, noch sei der Status Jerusalems als corpus separatum Völkergewohnheitsrecht.

Das Jerusalemgesetz vom 30. Juli 1980 fasste beide Stadtteile und einige Umlandgemeinden zusammen und erklärte die Stadt zur untrennbaren Hauptstadt Israels. Darin sieht die palästinensische Seite ein Haupthindernis auf dem Weg zum Frieden. Der Sicherheitsrat der Vereinten Nationen erklärte das Jerusalemgesetz für nichtig (UN-Resolution 478 vom 20. August 1980). Die Resolution fordert alle Staaten, deren Botschaften ihren Sitz in Jerusalem hatten, auf, diese aus Jerusalem abzuziehen. 1988 gab Jordanien seinen Anspruch auf Souveränität über das Westjordanland und damit auch auf Ostjerusalem auf. Im selben Jahr rief die PLO den Staat Palästina aus und erklärte Jerusalem zu seiner Hauptstadt, was zu diesem Zeitpunkt - obwohl diese Unabhängigkeitserklärung von vielen arabischen Staaten anerkannt wurde - reine Fiktion war. Völkerrechtlich müssen neben der Ausrufung eines Staates vier Voraussetzungen erfüllt sein, um einen Staat entstehen zu lassen: Es muss ein Staatsgebiet sowie ein Staatsvolk geben, über die es eine effektive Regierung und Kontrolle gibt. Außerdem muss der neue Staat die Fähigkeit besitzen, internationale Beziehungen einzugehen. Die PLO war zu diesem Zeitpunkt weit davon entfernt, effektive Kontrolle über irgendeinen Teil der umstrittenen Gebiete auszuüben.

In der Prinzipienerklärung über die vorübergehende Selbstverwaltung, die Israel und die PLO am 13. September 1993 unterzeichneten, wird die palästinensische Selbstverwaltung, wie sie in zwei Formen für das Westjordanland festgeschrieben wurde, für keinen Teil Jerusalems bestimmt. Der Endstatus der Stadt soll im Zuge des Oslo-Friedensprozesses in einem endgültigen Vertrag bestimmt werden. Die Declaration of Principles erlaubt es den palästinensischen Bürgern Jerusalems, nach einem Abkommen zwischen den beiden Seiten an den Wahlen zur Palästinensischen Autonomiebehörde teilzunehmen. Seitdem kommt es immer wieder zu Attentate im Stadtgebiet von Jerusalem, bei denen über 100 Menschen ihr Leben verloren und einige 1000 schwer verletzt wurden.

Lage:

Informationen:

Ort: Jerusalem

Land: Israel

Besucht am: 13.-16.02.2020

Fläche: 125,2 km²

Einwohner: 919.438 (2018)

Bilder:

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alternative Erklärung

Tempelberg

Vor 3000 Jahren errichteten der Bibel zufolge die Israeliten unter Salomo den ersten Tempel - Baubeginn 957 v. Chr. - an dieser Stelle. Im besonders heiligen, abgegrenzten Bereich, dem Allerheiligsten im Tempel wurde die Bundeslade aufbewahrt. Das Allerheiligste durfte nur einmal jährlich durch den Hohepriester betreten werden. Der Tempel war das Zentrum des israelitischen Gottesdienstes. Als Nebukadnezar II. Jerusalem eroberte, ließ er den Tempel 586 v. Chr. zerstören. Nach ihrer Rückkehr aus dem Babylonischen Exil errichteten die Juden an derselben Stelle den zweiten Tempel (Fertigstellung 516 v. Chr.). Von Herodes dem Großen monumental ausgebaut, wurde der Tempel im jüdisch-römischen Krieg im Jahre 70 n. Chr. zerstört.

Die Zerstörungen beider Tempel im Abstand von 655 Jahren, die nach der jüdischen Überlieferung beide am 9. Aw stattfanden, bilden zentrale Punkte in der jüdischen Geschichte. Der erhoffte Wiederaufbau des Tempels in Jerusalem und das ersehnte Anbrechen der Messianischen Zeiten ist zentrales Anliegen zahlreicher jüdischer Gebete, so des Achtzehnbittengebetes. Die Westmauer oder Klagemauer ist ein Überrest der Mauern, die das Tempelplateau stützen.

Nach der islamischen Eroberung Palästinas wurden der Felsendom (Baubeginn 686 - Fertigstellung 691) und wahrscheinlich einige Jahre später die al-Aqsa-Moschee errichtet. Von der christlichen Belagerung von Jerusalem (1099) bis zu ihrer Niederlage in der Schlacht bei Hattin im Jahre 1187 war der Tempelberg im Besitz der Kreuzfahrer, die den Felsendom "Templum Domini" nannten und in ihm eine Kapelle (Marienheiligtum) einrichteten. In der al-Aqsa-Moschee befand sich der Hauptsitz des Templerordens. Die gegenwärtige Gestalt rührt aus den Umbauten Saladins und seiner Nachfolger nach der Rückeroberung 1187 her.

Im Palästinakrieg (1948) wurde die Bebauung des Tempelberges von Granaten teilweise zerstört und in den folgenden Jahren durch technische und finanzielle Hilfe aus Jordanien, Saudi-Arabien und Ägypten wiederaufgebaut. Im Sechstagekrieg (1967) gelangten israelische Soldaten an die Klagemauer, die seit dieser Zeit wieder zugänglich ist. Der Tempelberg wird durch die Waqf-Behörde Jerusalem verwaltet, der nahezu vollständige Autonomie zugebilligt wurde. Im Islam gilt der Tempelberg als die drittheiligste Stätte nach Mekka und Medina. Der Prophet Mohammed soll seine Nachtreise (Sure 17, Vers 1) von Mekka aus "zur entferntesten Moschee" unternommen haben, welche muslimischer Annahme nach auf dem Tempelberg liegt.

Der Zugang zum Tempelberg ist über elf Tore an der Nord- und Westseite der Anlage möglich. Alle Tore werden von israelischen Polizisten und Angestellten des Waqf überwacht, da der Zutritt dort nur für Muslime erlaubt ist. Sollten Zweifel bestehen, müssen ausländische Muslime ihre Zugehörigkeit zum Islam mit Papieren oder "Fachwissen" belegen. Andersgläubigen ist der Zutritt nur über das Marokkanertor bei der Klagemauer erlaubt. Das Betreten ist dort nur nach scharfen Sicherheitskontrollen außerhalb der Gebetszeiten und nur von Samstag bis Donnerstag möglich. Bis zur Zweiten Intifada durften Touristen gegen Gebühr die al-Aqsa, den Felsendom und das Islamische Museum besuchen. Danach war das Gelände für Nicht-Muslime aus Sicherheitsgründen gesperrt. Seit dem Ende der Intifada ist der Besuch des Berges wieder erlaubt, nicht jedoch der Eintritt in die Gebäude. Verboten ist das Mitbringen von Büchern und Kultgegenständen und das Abhalten von Gebeten anderer Religionen. Aus Sicherheitsgründen werden Juden nur in kleinen Gruppen und oft mit Aufsicht eingelassen.

Felsendom

Der Bauherr des Felsendoms war der arabische Kalif Abd el-Malik ibn Marwan, kurz Abdelmalik genannt. Er gehörte der Dynastie der Omaijaden an, die seinerzeit in Damaskus residierte. Somit ist der Felsendom das älteste religiöse Großbauwerk des Islam. Da es noch keine islamischen Architekturvorbilder gab, orientierte man sich bei der Bauplanung und Gestaltung an christlichen Basiliken. Die blauen Fayencekacheln der Außenfassade stammen aus dem 16. Jahrhundert und wurden vom osmanischen Sultan Suleiman in Auftrag gegeben.

Auf Arabisch wird der Felsendom Qubbet as-Sakhra genannt. Das bedeutet soviel wie "Kuppel des Felsens" bzw. "Kuppel über dem Felsen". Nach den heiligen Stätten von Mekka und Medina ist der Felsendom in Jerusalem der heiligste Ort des Islam. Während der Kreuzfahrerzeit wurde der Felsendom in eine Kirche umfunktioniert. Sultan Saladin (12. Jahrhundert) ließ nach seiner Rückeroberung Jerusalems den Felsendom wieder in ein islamisches Heiligtum umwandeln; das Kreuz auf der Kuppel wurde durch einen Halbmond ersetzt. Die Kuppel war übrigens in der Geschichte des Bauwerks mehrfach beschädigt oder eingestürzt, wurde aber immer wieder aufgerichtet. Die letzten großen Schäden entstanden 1927 durch ein Erdbeben. Während des Sechstagekriegs von 1967 hissten die Israelis auf dem Dom ihre Flagge mit dem Davidstern. Dies wurde in der islamischen als großer Affront wahrgenommen.

Insgesamt ist das Bauwerk 54 Meter hoch. Der Durchmesser bemisst sich auf etwa 55 Meter. Die goldene Kuppel wurde erst 1962 mit vergoldeten Aluminiumplatten versehen. Davor war die Kuppel schwarz. 1993 wurde das Blattgold erneuert. Das oktogonale Bauwerk hat vier Eingangsportale. Sie sind exakt nach den vier Himmelsrichtungen ausgerichtet. Das Westtor (Bab el-Gharb), das Nordtor bzw. "Tor zum Paradies" (Bab el-Dschnenneh), und das zum Kettendom ausgerichtete Osttor bzw. "Tor der Kette" (Bab el-Silsilah) entsprechen sich architektonisch. Das Südtor (Bab el-Qibleh) hat ein Eingangsportal mit acht Marmorsäulen. Durch dieses Tor wird der Dom in der Regel betreten.

Acht Pfeiler und sechzehn Säulen tragen die Decke des äußeren Umgangs. Vier Pfeiler und zwölf Säulen grenzen den inneren Umgang vom Zentrum des Heiligtums ab und tragen das Kuppelgewölbe. Somit entspricht der Bau einer Basilika mit rundgehendem Mittelschiff und zwei Seitenschiffen. Das Kultzentrum ist der heilige Felsen (as-Sakhra). Er gilt als Spitze des biblischen Bergfelsens Moriah. Der Felsen ist etwa 17 Meter lang und 13 Meter breit. Auf dem Felsen sind Abdrücke zu erkennen, die von den Muslimen als Huf-Abdrücke des Pferdes des Propheten gedeutet werden. Unter dem Felsen befindet sich eine kleine sieben mal sieben Meter messende Höhle oder Grotte, die von den Muslimen als Brunnen der Seelen bezeichnet wird. Die Seelen der Toten sollen hier eine Versammlungsstätte für ihre gemeinsamen Gebete haben. Diese Höhle kann in der Regel betreten werden.

Die Innenarchitektur und Innendekoration des Felsendoms ist vollständig aus feinsten Materialien gefertigt. Der Fußboden und die Säulen sind aus Marmor. Die Kapitelle der Säulen sind vergoldet. Edle grüne und rote Teppiche bedecken den Boden der Umgänge. Das Innengewölbe der Kuppel ist mit viel Gold verziert. Pflanzenmotive und feingliedrige Ornamente sind in harmonischen und geometrischen Mustern geordnet. Arabische Spruchbänder und Inschriften geben Auszüge aus dem Koran wieder. Dem islamischen Verbot figürlicher Darstellungen folgend, wurde bei der Dekoration sehr viel Wert auf Ornamente gesetzt.

Al-Aqsa-Moschee

Nachdem Kalif Abd al-Malik um 692 den Felsendom hatte fertigstellen lassen, ließ er auch den hölzernen Vorgängerbau abreißen und an dessen Stelle die steinerne al-Aqsa-Moschee errichten. Papyri aus Aphrodito in Oberägypten verweisen darauf, dass die Arbeiten zwischen 706 und 717 stattfanden. Bei der Eroberung Jerusalems 1099 kamen durch das Heer des Ersten Kreuzzugs hier zahlreiche Menschen zu Tode, die in der Moschee Schutz gesucht hatten. Das Kreuzfahrer-Königreich Jerusalem nutzte das Gebäude ab 1104 vorübergehend als Königspalast, bevor nahe dem Davidsturm ein neuer Palast fertiggestellt wurde. In dieser Zeit wurden die Fundamente ausgebaut, um Platz für Ställe und Lagerräume zu schaffen. Nach dem Umzug des Königspalastes gab König Balduin II. von Jerusalem 1119/1120 einen Flügel des Gebäudes dem neugegründeten Orden der "armen Ritter Christi" unter Hugo von Payns und Gottfried von Saint-Omer als Hauptquartier, der sich bald nach diesem Ort Templerorden nannte und ihn zu seinen Zwecken ausbaute.

Nach der Rückeroberung Jerusalems durch Saladin wurde das Gebäude wieder in eine Moschee umgestaltet. Nach dem Frieden von Jaffa von 1229 zwischen Friedrich II. und al-Kamil, als die Kreuzfahrer Jerusalem erneut in Besitz nahmen, blieb die Moschee wie das ganze Tempelviertel mit dem Felsendom in muslimischen Händen. 1969 verübte der australische Tourist Denis Michael Rohan einen Brandanschlag auf die al-Aqsa-Moschee, bei dem unter anderem die Dekoration des Mihrab in der Südwand stark beschädigt und der Minbar mit seiner Intarsienarbeit aus Zedernholz zerstört wurde, beides Geschenke Sultan Saladins. Da an der Stelle des Felsendoms und der al-Aqsa-Moschee einst der zweite jüdische Tempel stand, fordern radikale jüdische Gruppen, den Tempel dort neu zu errichten, auch wenn dies den Abriss der al-Aqsa-Moschee und des Felsendoms bedeuten würde. Dies wird von weiten Kreisen der israelischen Bevölkerung sowie angesehenen Rabbinern abgelehnt.

Klagemauer

Die Klagemauer stellt einen Teil der westlichen Umfassungsmauer des Plateaus des Herodianischen Tempels dar. Rund 70 Jahre nach Christi Geburt tobte der Jüdische Krieg. Damals wurde der Tempel von Jerusalem zum zweiten Mal zerstört. Nur die westliche Mauer, die das Tempelgelände umgab, blieb stehen. Die Westmauer hatte, solange der Tempel bestand, keine herausgehobene religiöse Bedeutung, und sie war zunächst auch nicht der Ort, zu dem jüdische Pilger nach der Zerstörung des Heiligtums kamen. Vielmehr verehrten diese in der Spätantike einen "durchbohrten Stein" (lapis pertusus), wobei es sich um den Felsen im Zentrum des Felsendoms handeln kann, aber auch um eine markante Ruine des Herodianischen Tempels, die nicht mehr erhalten ist.

Folgende Texte der rabbinischen Literatur zeigen, wie die Westmauer ins Zentrum der Verehrung rückte:

Midrasch Echa Rabba (5. Jahrhundert): das westliche Tor des Tempels wird nicht zerstört werden;

Midrasch Tanchuma (8.- 9. Jahrhundert)[5]: Die Gottesgegenwart (Schechina) wich bei der Zerstörung des Tempels nicht von der Westmauer;

Midrasch Schir haSchirim (6. Jahrhundert): Die Westmauer wird nie zerstört werden.

In frühislamischer Zeit entstand um die Westmauer ein jüdisches Viertel. Erst in osmanischer Zeit wurde der jüdischen Gemeinde von Seiten der muslimischen Behörden eine Gebetsstätte an der Klagemauer offiziell zugestanden; unter Süleyman I. wurde ein Stück Mauer zu diesem Zweck freigelegt und gereinigt. In der englischen Mandatszeit kam es, wie im ganzen Land, wiederholt zu Überfällen auf Juden durch arabischer Bewohner Jerusalems; der Gebetsort - eine etwa 3 Meter breite und 30 Meter lange Sackgasse im Maghrebinerviertel - wurde mehrmals entweiht.

Vom Israelischen Unabhängigkeitskrieg (Palästinakrieg) 1948 bis zur israelischen Einnahme der Altstadt Jerusalems im Jahre 1967 im Zuge des Sechstagekrieges wurde das Gebiet von Jordanien kontrolliert, den Juden wurde der Zutritt zum Kotel entgegen dem Waffenstillstandsabkommen verwehrt. Nach dem Krieg wurden der Teil der Klagemauer, der heute sichtbar ist (57 Meter), und ein großer Platz davor freigelegt. Dazu wurde das Maghrebinerviertel der Jerusalemer Altstadt abgerissen. Wie eine 2009 im Zeppelin Museum in Friedrichshafen entdeckte Luftaufnahme aus dem Jahr 1931 zeigt, wurde dabei unter anderem der oberirdische Teil einer Moschee zerstört, die möglicherweise bis in das 12. Jahrhundert zurückgeführt werden kann.

Die Klagemauer wird von Juden westliche Mauer, oder einfach nur Kotel, genannt, da sie die Westmauer der Tempelanlage war und nicht primär ein Ort der Klage ist. Sie ist 48 Meter lang und 18 Meter hoch. Täglich besuchen viele Menschen die Klagemauer, um zu beten. Viele stecken auch aufgeschriebene Gebete, Wünsche und Danksagungen in die Ritzen und Spalten der Mauer. Sie stellt für viele Juden ein Symbol für den ewigen, bestehenden Bund Gottes mit seinem Volk dar. Diese Tradition der Gebetszettel geht wohl bis ins frühe 18. Jahrhundert zurück.

Da der Platz in den Ritzen nur begrenzt ist, fallen viele Zettel mit der Zeit herunter. Sie werden aufgesammelt. Vor Pessach im Frühjahr und vor Rosch ha-Schana im Herbst werden die Zettel aus den Ritzen entfernt und zusammen mit den aufgesammelten ungelesen auf dem jüdischen Friedhof auf dem Ölberg begraben.

Grabeskirche

Nach dem Zeugnis mehrerer spätantiker Schriftsteller des 4. Jahrhunderts wurden 325 im Gefolge eines Besuchs von Helena, der Mutter des Kaisers Konstantin, in Jerusalem die Stätten von Tod und Auferstehung Jesu Christi unter einem römischen Tempel der Venus aus dem 2. Jahrhundert n. Chr. aufgefunden. Dies führte zu einer Verbreitung von Kreuzreliquien und einem Wiederaufleben der Verehrung des Grabes, die durch den Bau des darüberliegenden Tempels hatte unterbunden werden sollen.

Die Lokalisierung der Grabeskirche als Ort der Kreuzigung Jesu und einiger Ostererscheinungen gilt als durchaus berechtigt. Für diese Annahme sprechen neben der langen Überlieferung und Tradition auch historische und archäologische Hinweise sowie die Tatsache, dass jenes Gebiet zur Zeit Jesu außerhalb der damaligen Stadtmauern, aber bereits zur Zeit Konstantins im Stadtgebiet lag. Wie mehrere Gräber und Grabnischen auf dem Gebiet der Kirche belegen (derzeit sind sieben weitere Gräber bekannt), gab es hier um die Zeitenwende tatsächlich Begräbnisse. Bereits für den Bau des Venustempels dürfte ein Teil des ursprünglichen Felsens entfernt worden sein. Dabei wurde das Grab wiederentdeckt:

"Als sich aber statt des beseitigten Fußbodens ein anderer in der Tiefe der Erde zeigte, da zeigte sich auch gegen aller Erwarten das hehre und hochheilige Denkmal der Auferstehung des Heilandes, und der heiligsten Höhle sollte da ein ähnliches Wiederaufleben beschieden sein wie dem Erlöser selber: nachdem sie lange Zeit im Dunkel verborgen gewesen war, kam sie wiederum ans Licht und gab denen, die sie zu sehen herbeigekommen waren, deutliche Kunde von den daselbst geschehenen Wundern; denn sie bezeugte die Auferstehung des Erlösers durch Tatsachen, die lauter sprachen als jeder Mund." - Eusebius von Caesarea

Der Bau der Basilika wurde bald nach 326 von Kaiser Konstantin in Auftrag gegeben, trat an die Stelle des römischen Heiligtums und wurde am 13. September 335 geweiht. Die Anlage, die den Ort des Grabes und den nahebei liegenden Golgota-Hügel einbezog, bestand aus einer Rotunde um die zentrale Verehrungsstätte des durch eine Ädikula ausgezeichneten Heiligen Grabes im Westen (teilweise erhalten), einem Eingangsportikus und einer großen Basilika im Osten (nicht erhalten). Der innere, zumindest teilweise nach oben hin offene Raumzylinder der Rotunde wurde im Westen durch einen niedrigeren Umgang auf halbrundem Grundriss mit drei Apsiden und im Osten durch eine aufgeweitete Raumsituation ergänzt, die zum Eingangsportikus überleitete. Innerer Zylinder und Anräume waren durch eine Stützenstellung geschieden, die sich aus vier Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen und je drei monumentalen Säulen auf rechteckigen Postamenten dazwischen zusammensetzte. Die Säulenstellung lässt auf eine konstantinische Stützenfolge von vermutlich 11 Meter Höhe schließen, die im Originalzustand durch ein waagerechtes Gebälk abgeschlossen wurde. Der Golgota-Felsen, heutzutage innerhalb der Grabeskirche, lag unter freiem Himmel zwischen den beiden Gebäuden Rotunde und Basilika. Sie wurden von Eusebius akkurat beschrieben.

Die Kirche wurde im Jahre 614 bei der Eroberung Jerusalems durch den persischen Sassanidenherrscher Chosrau II. durch Feuer beschädigt, wobei der General Schahrbaraz das Heilige Kreuz nach Ktesiphon verschleppte. 630 marschierte Kaiser Herakleios triumphierend in Jerusalem ein und brachte das Kreuz in die wiedererrichtete Grabeskirche zurück. Die frühen islamischen Herrscher beschützten die christlichen Stätten in Jerusalem, verboten ihre Zerstörung und ihre Verwendung zu Wohnzwecken. So blieb der Bau weiterhin eine christliche Kirche.

Für den Befehl zur Zerstörung der Grabeskirche bzw. für das Datum zur Zerstörung der Grabeskirche gibt es unterschiedliche Daten in verschiedenen Quellen. Der als zuverlässigster Chronist eingeschätzte Yahya von Antiochia gibt als Datum den 28. September 1009 an (umgerechnet in den heutigen Gregorianischen Kalender). Dagegen nennt z. B. Elias von Nisibis den Beginn des Jahres 400 H.(Hidschra), der 25. Ab (August) des Jahres 1320 seleukidischer Zeitrechnung, also den 31. August 1009 (umgerechnet), als Tag des Zerstörungsbefehls vom Fatimiden-Kalifen al-Hakim. Öfter wird auch - ohne genaue Quellenangabe - der 18. Oktober 1009 (umgerechnet) als "Zerstörungsdatum" genannt. Insbesondere wurde dabei das zu dieser Zeit noch weitgehend intakte Felsengrab abgebrochen, sodass heute vom eigentlichen Grab nur Bruchstücke erhalten sind. Dies hängt mit Al-akim zusammen, der von 1000 bis 1021 in Kairo regierte. Er vollzog eine radikale Wendung in der Politik der herrschenden Fatimiden-Dynastie, die der ismailitischen Richtung der Schiiten angehörte und sich verhältnismäßig tolerant sowohl gegenüber den Sunniten als auch den nicht-islamischen Religionen gezeigt hatte. Al-akim hingegen wollte den Untertanen seine neue Interpretation von Islam mit allen Mitteln aufzwingen. Die Christen und Juden wurden am härtesten von seiner radikalen Einstellung getroffen. Der Sultan verschärfte das Dhimmi-System, das im islamischen Recht den Status der Nichtmuslime regelte, die auch nach früherer Regelung unter anderem eine Kopfsteuer bezahlen mussten und einer Reihe von Diskriminierungen unterworfen waren.

Die Zerstörung des Heiligen Grabes bildete den Höhepunkt dieser religiösen Intoleranz. Das Ereignis löste solches Entsetzen aus, dass der Nachhall schnell das Abendland erreichte und auch dort eine ungeahnte Welle der Empörung auslöste. Beim Wiederaufbau konnten die fast vollständig erhaltenen Außenmauern und Teile der Stützenstellung wiederverwendet werden. Es gilt als wahrscheinlich, dass erst damals das heutige Emporengeschoss über dem Erdgeschossumgang eingerichtet wurde, indem man die konstantinischen Säulenschäfte quer halbierte und zusammen mit den ebenfalls gekürzten Pfeilern in den Haupthimmelsrichtungen für eine nun erheblich gedrungenere Stützenreihe verwendete, die zudem als Arkatur (Bogenstellung) ausgebildet wurde. Auf jeden Fall war ab dem 11. Jahrhundert der heute bestimmende charakteristische Aufbau aus verhältnismäßig hohen Postamenten, die teilweise nach den konstantinischen Mustern nachgearbeitet waren, gedrungenen Säulen mit einer Art korinthischen Kapitellen und darüber Rundbogenarkaden, die keinerlei Profile besaßen, sondern wie aus der dicken Mauer ausgestanzt wirken, zu erleben. Im Osten war der ursprüngliche Rhythmus von Pfeilern und Säulen aufgebrochen zugunsten einer geweiteten Öffnung zu einer neu erbauten Apsis.

Als nach der Eroberung Jerusalems durch die Kreuzritter 1099 der Bereich östlich der Rotunde um 1160/1170 durch den Anbau der heute noch bestehenden Kirche umgestaltet wurde, war die Anastasis, der Rundbau über dem Grab Christi, selbst von keinen gravierenden Eingriffen betroffen. Seit einer Renovierung 1555 wechselte die Kontrolle über die Kirche zwischen den Franziskanern und den Orthodoxen, je nachdem, welche Konfession für bestimmte Zeit einen Ferman von der Hohen Pforte erhalten konnte, oft durch offene Bestechung. 1767, als man genug von den begleitenden Streitereien und Unruhen hatte, erließ die Hohe Pforte einen Ferman, der die Kirche zwischen den Parteien aufteilte. Der letzte Ferman von 1852 bestätigte das Arrangement und ließ es zu einer permanenten Regelung werden.

Davidzitadelle

Im Jahre 24 vor Christus ließ Herodes der Große auf dem westlichen Hügel Jerusalems auf den Grundmauern einer älteren Anlage eine Festung mit drei massiven Verteidigungstürmen (Hippicus, Phasael und Mariamne) errichten, um die Westseite der Stadt zu sichern. Die Festung diente als Bastion des westlichen Stadttors und des angrenzenden Herodespalastes in der neu errichteten Oberstadt. Als die Römer nach dem Jüdischen Krieg - in dessen Verlauf auch der Herodianische Tempel zerstört wurde - die Stadt schleiften, ließen sie diese drei Türme als Erinnerung an Jerusalems vormalige Größe stehen. In byzantinischer Zeit wurden zwei der Türme zerstört, der Sockel des Dritten ist bis heute am Jaffator zu sehen. Als Suleiman I. der Prächtige im 16. Jahrhundert eine Altstadtmauer erbaute, kam auch eine Zitadelle dazu. Diese erhielt 1665 auch ein Minarett, das heute Davidsturm heißt.

Trotz des Namens Davidszitadelle besteht kein Bezug zum biblischen König David. Die Namensgebung beruht auf einem Irrtum: In byzantinischer Zeit wurde aus den Aufzeichnungen des römisch-jüdischen Historikers Flavius Josephus fälschlicherweise geschlossen, das alttestamentliche Jerusalem habe auf dem westlichen Hügel - auf dem heute die Zitadelle steht - gelegen und der Turm Phasael so in Zusammenhang mit König David gebracht. Tatsächlich befand sich die Davidsstadt südlich des Tempelbergs und des Bergs Ophel. Die Muslime, die Jerusalem 637 eroberten, übernahmen die falsche Zuordnung und gaben dem Phasael den Namen Mihrab des Propheten David. Westliche Reisende, die Jerusalem im 19. Jahrhundert auf der Suche nach biblischen Spuren besuchten, glaubten - wiederum irrtümlich - in einem der Zitadelle im 17. Jahrhundert hinzugefügten Minarett besagten Davidsturm zu erkennen und übertrugen so den früheren Irrtum von Phasael auf eine osmanische Moschee.

Nach der Einnahme der Altstadt Jerusalems und nördlicher und östlicher Vororte durch die jordanische Arabische Legion im Krieg um Israels Unabhängigkeit wurde die Zitadelle ein Militärlager der Legion. Im Hof waren Baracken und Unterstände ohne jede moderne Annehmlichkeit wie sanitäre Anlagen oder Strom errichtet worden und blieben so bis zum Sechstagekrieg.

Stadtmauer

Die heutige Altstadtmauer von Jerusalem wurde in den Jahren 1535-41 n.Chr. von dem türkischen Sultan Suleiman dem Prächtigen erbaut. Der Hauptgrund für die Erneuerung der Stadtbefestigungsanlagen war der Schutz vor Beduinenüberfällen. Die Landwirtschaft in Palästina und Jordanien war zurückgegangen, die Wüste war weit vorgedrungen und die osmanischen Truppen konnten nicht überall und gleichzeitig im ganzen Reich vor Überraschungsangriffen der Beduinenstämme schützen. Ein anderer Grund mochte die Sorge vor einem neuen Kreuzzug der christlichen Staaten sein, denn ganz Europa war entsetzt über die osmanische Expansion und fürchte schon den Untergang des Abendlandes. Doch ein Kreuzzug blieb aus. Die Front des abend-morgenländischen Kräfteringens blieb vornehmlich der Balkan.

Die Stadtmauer ist an den meisten Stellen etwa 12 bis 15 Meter hoch und mit Zinnen und Schießscharten bewehrt. Der Verlauf der 4870 Meter langen Mauer orientiert sich zum Teil an älteren Stadtmauern und Vorgängerbauten. Doch ist zu bedenken, dass die Stadtmauer zur Zeit des Herodes , als Jerusalem den Höhepunkt seiner Bedeutung und Pracht erfuhr, ein noch weit größeres Stadtgebiet umschloss.

Der Tempelberg wurde traditionell und strategisch in das Stadtbefestigungsnetz eingebunden. Auch die Zitadelle im Westen der Altstadt, die von Süleyman dem Prächtigen auf den Grundmauern der Festung aus der Zeit des Herodes errichtet wurde, war in das System der Stadtbefestigungsanlagen integriert. Es muss bei aller Würdigung der osmanischen Bauten bemerkt werden, dass die antiken Stadtbefestigungsanlagen denen aus der frühen Neuzeit mindestens ebenbürtig gewesen waren.

Wichtige Tore und Abschnitte der Mauer

An der Nordmauer sind besonders die drei historischen Tore sehenswert. Im Nordosten führt das sogenannte Herodestor ins muslimische Viertel der Altstadt. Dieser Name beruht natürlich auf einem Irrtum, denn tatsächlich stammt das Tor aus dem 16. Jahrhundert. Aber die christlichen Pilger, die nach Jerusalem kamen, brachten gerne die einzelnen Bauten mit biblischen Szenen in Verbindung. Da jedoch aus der Zeit des Herodes die meisten Bauten zerstört, überbaut oder noch nicht archäologisch ausgegraben waren und den meisten Pilgern die bauhistorischen Kenntnisse fehlten, hat man einfach das, was man sah, mit Bibelmotiven assoziiert. Das Herodes-Tor ist relativ schlicht und besteht aus einer vorspringen Bastion mit Tordurchgang, einem Fenster und darüber einem Rosettenrelief.

Geht man die Mauer entlang etwas weiter nach (Süd-)Westen, gelangt man ans Damaskustor. Es wurde in den Jahren 1537 bis 1538 unter Süleyman fertig gestellt. Der Name verweist natürlich auf die Handelsroute, die damals von hier nach Damaskus in Syrien führte. Wegen seiner repräsentativen Größe ist das Damaskustor das bekannteste unter den Jerusalemer Stadttoren. Flankiert wird der Eingangsbereich vor dem Tor durch zwei Turmbastionen. Die Zinnen der Wehrmauer sind spitz gehalten. An den Innenecken der Tortürme stechen kleine Erker hervor. Auf Arabisch wird das Tor auch Bab el-Amud genannt, was soviel wie "Säulentor" heißt. Zwar gibt es keine Säulen am Tor, aber vor dem Tor stand einst eine Säule aus römischer Zeit. Sie gehörte ehedem zum antiken Vorgängerbau, einem Stadttor aus der römischen Kaiserzeit.

Noch weiter (süd)-westlich steht das sogenannte Neue Tor. Es wurde 1889 gebaut und ist eigentlich nur ein Durchgang durch die Mauer. Es führt ins christliche Viertel. Die Hauptattraktion an der westlichen Stadtmauer sind zum einen das Jaffator, das wegen seiner Routenausrichtung zum Mittelmeerhafen Jaffa (heute Tel Aviv Jaffa) so benannt ist, und zweifelsohne die mächtige Zitadelle mit dem sogenannten Davidsturm. Zwischen dem Jaffator und der Zitadelle fehlt ein Stück der Stadtmauer. Hier wurde 1898 ein Durchbruch geschaffen, um den deutschen Kaiser Wilhelm II. mitsamt seinem Gefolge auf dessen Nahostreise im selbigen Jahr einen passenden Durchgang für die Kutschen zu ermöglichen.

Beim Bau der Südmauer mussten große Höhenunterschiede überwunden werden, da die Stadt nach Südosten in Richtung Kidrontal auf abfälligem Gelände steht. Am westlichen Abschnitt der Südmauer ist das Zionstor das herausragende Bauwerk. Der Name verweist auf den Berg Zion, der sich vor dem Tor erhebt. Durch dieses Tor gelangt man von Süden direkt in das armenische Viertel der Altstadt. Wie das Damaskus-Tor stammt es noch aus der Zeit des Sultans Süleyman. Es wurde im Jahre 1540 fertig gestellt. Auf Arabisch wird dieses Tor Bab el-Nabi Daud genannt. Das bedeutet "Tor des Propheten David". Dieser Name nimmt Bezug auf das Heiligtum des David am Zionsberg. Ob tatsächlich hier der historische König David begraben wurde, ist höchst zweifelhaft. Doch als Erinnerungsstätte hat der Ort eine große Bedeutung insbesondere für das Judentum. Als Kaiser Wilhelm II. 1898 das Heilige Land besuchte, war das Zionstor noch in einem hervorragenden Erhaltungszustand. Heute erinnern die unzähligen Einschusslöcher an heftige Schusswechsel während des ersten israelisch-arabischen Krieges von 1948. Die Architektur ist einfacher gehalten als beim Damaskustor. Es gibt keine vorspringenden Tortürme. Über dem Tordurchgang erkennt man einen alten Erker mit Schießscharte.

Weiter im Osten der Südmauer gibt es noch ein kleines Tor, das ohne spezielle Bastionen und Tortürme auskommt. Es handelt sich lediglich um einen kleinen Durchgang durch die Mauer. Es wird das "Tor der Maghrebiner" genannt. Auch dieses Tor wurde 1540 unter Süleyman errichtet. Doch die Torgestaltung, die man heute sieht, stammt aus dem Jahre 1985 und ahmt den osmanischen Stil nur nach. Denn bis dahin war es nur ein kleiner Durchgang, gerade breit genug, dass einzelne Menschen hindurchgehen konnten. Eigentlich war es niemals als Tor gedacht gewesen, sondern nur als kleiner Hinterausgang, um den Abfall der Stadt nach draußen zu befördern. Deshalb wird es auch Dungtor genannt. Der Namensbezug auf die Maghrebiner bzw. Marokkaner hängt mit der historischen Begebenheit zusammen, dass im Mittelalter Einwanderer aus Marokko in unmittelbarer Nähe des Tores wohnten. Heute führt das Tor direkt ins jüdische Viertel.

Weiter im Südosten macht der Mauerverlauf einen Knick und schließt sich den monumentalen Festungsmauern des Tempelberges an. Gerade an der Südostecke des Tempelberges hinterlassen die Stadtmauern ihren imposantesten Eindruck. Auch an der Ostseite der Stadtmauer gibt es zwei Tore. Das südliche der beiden ist jedoch zugemauert: das sogenannte Goldene Tor. Der Grund für das Schließen dieses Tores ist unbekannt. Die Architektur mit ihren Bögen geht auf byzantinische Zeit zurück. Verschlossen wurde es unter Süleyman. Vermutlich hatte dies praktische oder strategische Gründe, um den Tempelberg besser zu schützen. Weiter nördlich an der Ostmauer gelangt man ans Stephanstor, auch Löwentor genannt. Der Name Löwentor bezieht sich auf zwei kleine Reliefdarstellungen von Löwen neben dem Tordurchgang. Die Bezeichnung "Stephanstor" erinnert dagegen an den Heiligen Stephanus, der in der Umgebung des Tores den Märtyrertod durch Steinigung erlitt. Unweit des Tores steht im Kidrontal heute die Kirche St. Stephan.

Kirche aller Nationen

Nach Matthäus 26,36-46 EU und Markus 14,25-42 EU hat Jesus von Nazaret an dieser Stelle im Bewusstsein des Bevorstehenden gebetet, bevor er von Judas Iskariot verraten wurde. Besonders bezieht sich die Kirche auf die nur bei dem Evangelisten Lukas 22,44 EU überlieferte Stelle: "Und er betete in seiner Angst noch inständiger und sein Schweiß war wie Blut, das auf die Erde tropfte." Dieses Blutschwitzen wird als Hinweis auf die Todesangst Jesu und sein auch menschliches Wesen angesehen.

Die Kirche wurde zwischen 1919 und 1924 mit Geldern aus zwölf Ländern erbaut. Daher rührt auch der Name Kirche der Nationen. Das Wappen jedes der beteiligten Länder ist in einer eigenen Sektion an der Decke der Kirche zu finden. Das sind auf der linken Seite die Wappen von Argentinien, Brasilien, Chile und Mexiko, in Kirchenmitte folgen Italien, Frankreich, Spanien und das Vereinigte Königreich sowie auf der rechten Seite Belgien, Kanada, Deutschland und die Vereinigten Staaten.

Die dreischiffige Kirche hat die klassische Basilika-Form ohne Turm, aber zwölf Kuppeln, die für die zwölf Apostel stehen, die von sechs rotbraunen Säulen als Symbol für die Ölbäume getragen werden. Der Innenraum ist passend zum Thema Todesangst verhältnismäßig düster. Der Altar steht vor dem Felsen, auf dem Jesus gebetet haben soll, und ist mit einem Gitter umgeben, das an die Dornenkrone erinnert. Die heutige Kirche steht auf den Fundamenten einer byzantinischen Basilika aus dem 4. Jahrhundert, erbaut durch Kaiser Theodosius I., die im Jahre 746 bei einem Erdbeben zerstört wurde, und einer Kreuzfahrerkirche aus dem 12. Jahrhundert, die 1345 zerstört wurde. Teile des ursprünglichen Fußbodens sind noch heute in der Kirche sichtbar.

Garten Getsemani

Am Fuße des Ölbergs liegt der Garten Getsemani, der Ort, an dem Jesus betete und seine Jünger der christlichen Tradtion zufolge schliefen, und der in weiterer Folge zu einem wichtigen Wallfahrtsort wurde. Zusätzlich zu seiner religiösen Bedeutung hat eine wissenschaftliche Studie gezeigt, dass die Olivenbäume im Garten einige der ältesten der Welt sind.