Augsburg

Geschichte:

Augsburgs Name geht auf das römische Augusta Vindelicorum zurück. Der Name „Augusta“ erklärt sich daraus, dass die Stadt auf Geheiß des römischen Kaisers Augustus im Jahre 15 v. Chr. gegründet worden war. Die zunächst als Militärlager existierende Siedlung erhielt zudem den Zusatz Vindelicorum, was mit dem Volksstamm der Vindeliker zu tun hat, welcher zu dieser in jenem Gebiet siedelte. Nimmt man das bereits erwähnte Jahr 15 v.Chr. als Gründungsdatum der Stadt an, so wäre Augsburg Deutschlands zweitälteste Stadt. Im Jahre 121 wurde der Siedlung Augusta Vindelicorum durch Kaiser Hadrianus das römische Stadtrecht verliehen. Ab dem ausgehenden 1. Jahrhundert diente sie sogar als Hauptstadt der römischen Provinz Raetien. Die germanischen Juthungen fielen im Jahre 260 in Italien und Raetien ein; sie verschleppten Tausende Italiker, wurden aber auf ihrem Rückmarsch vom römischen Statthalter vernichtend besiegt. 1992 wurde der Augsburger Siegesaltar entdeckt; dieser ist ein unschätzbarer Beleg für diese Schlacht. 271 fielen die Juthungen (sowie andere Stämme) erneut in der Provinz und der Stadt ein.

Ab dem Jahre 294 – also nach der Teilung der Provinz Raetia – fungierte Augsburg als Hauptstadt der Provinz Raetia Secunda. Seit dem 5. Jahrhundert kam es zu vermehrten Alemannen-Einfällen in diese Provinz. Bemerkenswert ist diesbezüglich, dass die Siedlung dabei nicht zerstört worden ist. Dieser Umstand hängt sicherlich damit zusammen, dass zu dieser Zeit bereits diverse Wallfahrten zum Grab der Heiligen Afra von Augsburg stattgefunden haben, welche bspw. in der Vita Sancti Martini des Venantius Fortunatus erwähnt werden. Augsburg gewann an Bedeutung, nachdem Kaiser Otto I. mit Unterstützung des Bischofs Ulrich von Augsburg in der Schlacht auf dem Lechfeld die nach Westen durchbrechenden Ungarn nahe der Stadt besiegen konnte. Im Jahre 1156 wurde Augsburg erneut (diesmal durch Kaiser Friedrich I. Barbarossa) das Stadtrecht verliehen und 1251 auch das Recht auf Besteuerung der Bürger sowie auf das Führen eines Siegels. 1276 war ein noch wichtigeres Jahr für die Stadt: Denn der damalige König Rudolf von Habsburg verlieh Augsburg die Reichsunmittelbarkeit, was nicht weniger bedeutete, als dass die Stadt jetzt den Status einer Freien Reichsstadt tragen durfte.

Nachdem im Jahre 1547 die Zunftherrschaft endgültig beendet worden war, schlug Augsburg die beeindruckende Entwicklung zu einem der einflussreichsten Handels- und Wirtschaftszentren der Welt ein. Dieser hing maßgeblich mit dem Reichtum und Einfluss der berühmten Fugger zusammen, jener Augsburger Kaufmannsfamilie, die mit ihrem Geld und ihren Verbindungen die Geschicke Europas mitzulenken vermochte. Das unumstritten bedeutendste Ereignis in der bisherigen Geschichte der Stadt war die Etablierung des nach ihr benannten Augsburger Religionsfriedens, der im Jahre 1555 auf dem Reichstag zu Augsburg unterzeichnet wurde. Ferdinand I. schloss – mit Vollmacht seines Bruders Kaiser Karl V. - diesen Frieden gemeinsam mit den Reichsständen. Augsburg musste während des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648) die Eroberung durch die Schweden unter Gustav II. Adolf hinnehmen (1632). Das Standbild des Stoinerner Mo und die Schwedenstiege erinnern noch an dieses für die Stadt dramatische Ereignis.

Das unumstritten bedeutendste Ereignis in der bisherigen Geschichte der Stadt war die Etablierung des nach ihr benannten Augsburger Religionsfriedens, der im Jahre 1555 auf dem Reichstag zu Augsburg unterzeichnet wurde. Ferdinand I. schloss – mit Vollmacht seines Bruders Kaiser Karl V. - diesen Frieden gemeinsam mit den Reichsständen. Im Zusammenhang mit den napoleonischen Kriegen kam Augsburg durch den Friedensvertrag von Pressburg (1805) an Bayern. Zuvor hatte die Stadt bereits ihre Reichsfreiheit verloren und war von bayrischen Truppen besetzt worden. Augsburg konnte im 19. Jahrhundert noch einmal große Bedeutung erlangen, und zwar als wichtiges Zentrum für die Textilindustrie und den Maschinenbau. Außerdem wurde hier die Allgemeine Zeitung publiziert, die damals bedeutendste deutsche Tageszeitung. Die folgenden Jahrzehnte waren Zeugen des technischen Fortschritts: erste elektrische Straßenbahn (1898), elektrisches Licht ab 1917 usw.

In Augsburg, wo die NSDAP in den Reichstagswahlen 1933 32,3% aller Stimmen erlangen konnte, setzte mit der „Nationalen Revolution in Bayern“ im gleichen Jahr die Verfolgung politischer Gegner ein. Der 1929 gewählte Stadtrat wurde aufgelöst und neu besetzt. Nicht nur der Brand der Sängerhalle, des heutigen Wittelsbacherparks, im April 1934 diente als Anlass für mehrere Verhaftungswellen, denen v.a. kommunistische Funktionäre zum Opfer fielen. 1938 wurde die Synagoge der Stadt in Brand gesteckt; jüdische Geschäfte und Wohnungen hatte man verwüstet. Wegen der Bedeutung der Stadt als wichtiger Standort wichtiger Rüstungsunternehmen und ihrer Produktionsstätten war Augsburg natürlich ein militärisches Ziel der Alliierten. So wurde die Stadt infolge mehrerer Luftbombardements stark zerstört. 1945 konnten die US-amerikanischen Truppen die Stadt einnehmen und widerstandslos befreien.

Die Augsburger Altstadt wurde nach dem Krieg zum größten Teil rekonstruiert. Manche Arbeiten, wie etwa die Renovierung des Goldenen Saals, konnten erst 1996 oder noch später abgeschlossen werden. Augsburg fungiert heutzutage als Hauptstadt des bayrischen Regierungsbezirks Schwaben.

Lage:

Informationen:

Stadt: Augsburg

Land: Deutschland

Besucht am: 20. - 22.04.2012

Fläche: 146,84 km²

Einwohner: 295.135 (31.12.2018)

Bilder:

Die Bildergallerie kann per Klick auf die Bilder gestartet werden

Augsburger Dom (Hoher Dom Mariä Heimsuchung)

Der Dom liegt innerhalb der Stadtmauern der ehemaligen römischen Provinzhauptstadt Augusta Vindelicum. Unter dem romanisch-gotischen Dom konnten Fundamente aus dem 4. Jahrhundert ergraben werden (1978/79), die möglicherweise auf eine frühchristliche Kirche und einen Bischofssitz hinweisen. Die ersten nachweisbaren Dombauten entstanden unter den Bischöfen Wikterp († um 772) und Simpert, dessen Bischofskirche 805 geweiht wurde. Die erste urkundliche Erwähnung des Mariendomes stammt von 822. Die Beschädigungen infolge der Ungarneinfälle ließ Bischof Ulrich ab 923 beseitigen.

Der Westbau stürzte 994 ein, unmittelbar danach begann Bischof Liutold mit Unterstützung der Kaiserin Adelheid – die den Einsturz angeblich in einer Vision vorausgesehen haben soll – mit einem Neubau des Domes. Dieser begann mit Westchor und nördlichem Querhaus und war wohl schon im Jahr 1006 mit dem Mittelschiff fertiggestellt; er bildet immer noch den Kern des heutigen Domes (Westquerhaus und Mittelschiff). Weitere größere Baumaßnahmen gab es unter Bischof Heinrich II.

1331 begann der Ausbau des romanischen Domes durch Errichtung doppelter Seitenschiffe, wie sie zu dieser Zeit auch am Kölner Dom entstanden, und der Einwölbung des Mittelschiffs mit Kreuzrippengewölben. Bischof Marquard I. von Randeck legte 1356 den Grundstein für den mächtigen Ostchor, der erst 1431 vollendet war. Dass die ausgeführte Form des Augsburger Domostchores das Ergebnis einer komplexen Baugeschichte ist, wurde in der Forschung wiederholt gesehen. Die Aufstockung des Südturms in romanischem Stil erfolgte erst in der Zeit der Spätgotik, 1487, fast ganz in Backstein. Die Steinsäulen der Triforien stammten wahrscheinlich aus dem Geschoss darunter, dessen Fenster zur Verbesserung der Stabilität zugemauert wurden.

1537–1548 verwüsteten protestantische Bilderstürmer das Gotteshaus. Die zerstörte Ausstattung wurde während der Gegenreformation allmählich ersetzt. Im Jahre 1565 erhöhte man den Nordturm, ebenfalls in romanischem Stil. 1655–1658 wurde das Dominnere in barocken Formen um- und ausgestaltet. Später kamen noch einige Kapellenanbauten hinzu. Erhalten hat sich hiervon jedoch nur der Zentralbau der Marienkapelle am Kreuzgang.

1808/09 brach man die Bebauung südlich der Kathedrale ab und legte einen Parade- und Exerzierplatz an. Von 1852 bis 1863 wurde die Barockausstattung beseitigt und der Dom im Sinne der Neugotik rückgebaut. Die historisierende Ausstattung ergänzte man durch den Zukauf und die Umsetzung bedeutender mittelalterlicher Gemälde und Plastiken. 1934 wurde die mittelalterliche Raumgestalt rekonstruiert und die Farbfassung wiederhergestellt, um die neugotischen Aspekte des Domes zu reduzieren.

Bei seinem Augsburg-Besuch feierte Papst Johannes Paul II. am 3. Mai 1987 die heilige Messe im Augsburger Dom.

Fuggerei

Die Fuggerei wurde am 23. August 1521 von Jakob Fugger als Wohnsiedlung für bedürftige Augsburger Bürger gestiftet. Im Stiftungsbrief wurde festgelegt:

„Namlich so sollen soliche hewser Fromen Armen taglönern und handtwerckern und burgern und inwonern dieser stadt Augsburg, die es notturftig sein und am besten angelegt ist, umb gottes willen gelichen und darin weder schankung muet und gab nit angesehen ...“

Erbaut wurde die Anlage zwischen 1516 und 1523 unter Federführung des Baumeisters Thomas Krebs. Damals entstanden 52 Wohnungen um die ersten sechs Gassen. Die nach weitestgehend standardisierten Grundrissen erstellten Wohnungen in den durchwegs zweigeschossigen Häusern waren für die Verhältnisse der Entstehungszeit großzügig geplant. Geradezu modern war die Konzeption der Fuggerei als Hilfe zur Selbsthilfe. Die Sozialsiedlung war für von Armut bedrohte Handwerker und Taglöhner gedacht, die aus eigener Kraft, zum Beispiel wegen einer Krankheit, keinen eigenen Haushalt führen konnten. Sie konnten innerhalb und außerhalb der Fuggerei ihrem Broterwerb nachgehen und sollten im Fall der wirtschaftlichen Erholung wieder ausziehen. Die Fuggerei beherbergte bis ins 20. Jahrhundert vor allem Familien mit oft mehreren Kindern. In die Sozialsiedlung durften nur „würdige Arme“ einziehen. Bettler wurden nach dem Willen des Stifters nicht aufgenommen.

Ihren Namen erhielt die „Fuckerey“ schon 1531. Der erste Fuggerei-Geistliche war der 1925 heiliggesprochene Jesuit Petrus Canisius. 1581/82 errichtete der Baumeister Hans Holl in der Siedlung die von Markus und Philipp Eduard Fugger gestiftete Kirche St. Markus. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Fuggerei von den Schweden bis 1642 weitgehend zerstört. Von 1681 bis zu seinem Tod 1694 lebte Franz Mozart, der Urgroßvater des Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart, in der Fuggerei.

Erweiterungen der Fuggerei erfolgten in den Jahren 1880 und 1938. Im Zweiten Weltkrieg wurde die Siedlung bei einem britischen Fliegerangriff in der Augsburger Bombennacht vom 25. auf den 26. Februar 1944 bei zwei Luftangriffen der Royal Air Force auf Augsburg zu etwa zwei Dritteln zerstört. Bereits am 1. März 1944 beschloss das Fürstlich und Gräflich Fuggersche Familienseniorat schriftlich den Wiederaufbau der Fuggerei. Ab 1945 wurde die Sozialsiedlung nach historischem Vorbild wieder aufgebaut, sodass bereits 1947 die ersten Gebäude wieder bezogen werden konnten. In den 1950er Jahren war der Wiederaufbau abgeschlossen. Bis 1973 wurde die Fuggerei auf hinzuerworbenen angrenzenden Trümmergrundstücken um etwa ein Drittel auf heute 67 Häuser mit 140 Wohnungen erweitert.

Die meisten Wohnungen in der Fuggerei sind etwa 60 Quadratmeter groß und haben einen eigenen Eingang. Die im Erdgeschoss liegenden Wohnungen verfügen fast alle über einen Garten, die im Obergeschoss über einen Speicher. Die Wohnungen sind an das Fernwärmenetz der Stadt Augsburg angeschlossen. Die mechanischen Türglocken, die per Zug betätigt werden, sind auch im Zeitalter der Elektrik durchwegs erhalten. Die Gehänge und Handgriffe der alten Glocken unterscheiden sich, angeblich, um in der dunklen Fuggerei (es gab noch keine Straßenbeleuchtung) Verwechslungen zu vermeiden. Die Aufnahmebedingungen sind immer noch dieselben wie zur Zeit der Gründung: Wer in der Fuggerei wohnen will, muss Augsburger, katholisch und gut beleumundet sein. Die Jahres(kalt)miete für eine Wohnung in der Fuggerei beträgt bis heute den nominellen, inflationsunbeachteten Wert eines Rheinischen Gulden (umgerechnet 0,88 Euro). Die Nebenkosten tragen die Mieter (85,– Euro seit 1. Juli 2013).

Das Ensemble mit acht Gassen und drei Toren ist eine „Stadt in der Stadt“ mit eigener Kirche, „Stadtmauern“ und mehreren „Stadttoren“. Seit dem Jahr 2006 ist für Besucher allerdings nur noch ein Tor geöffnet, das jeden Abend von 22 Uhr bis 5 Uhr vom Nachtwächter geschlossen wird. Fuggereibewohner, die bis 24 Uhr durch das Ochsentor zurückkehren, geben dem Nachtwächter einen Obolus von 0,50 Euro, danach einen Euro. Ab 5 Uhr ist das Haupttor wieder offen.

Rathaus Augsburg

Im Jahre 1260 erwähnen Urkunden erstmals ein Rathaus in Augsburg, welches in Holzbauweise errichtet war. Nach einem Brand 30 Jahre später und dem anschließenden Wiederaufbau entschied man sich 1385 für ein Gebäude aus Stein. In den Jahren 1449 und 1515/16 wurde das Rathaus mehrmals erweitert. Zunächst sollte das alte Augsburger Rathaus Anfang des 17. Jahrhunderts lediglich umgebaut werden, um den Ansprüchen für die Abhaltung der Reichstage zu genügen, die zu dieser Zeit in der Reichsstadt stattfanden. Die Stadtregierung beauftragte deshalb 1609 den bekannten Baumeister Elias Holl, einen Umbauplan für das gotische Gebäude zu entwerfen, womit sich der Architekt jedoch schwer tat. Erst nach sechsjähriger Planungsphase konnte Holl dem Magistrat einen angemessenen Umbauplan vorstellen, den die Stadträte schließlich auch noch ablehnten. Überraschenderweise erhielt Elias Holl stattdessen 1614 einen völlig anderen Auftrag: er sollte das alte gotische Rathaus, welches drei Giebel und einen Glockenturm besaß, abreißen und an seiner Stelle einen prächtigen Neubau errichten.

Am 25. August 1615 erfolgte die Grundsteinlegung. Nach dem Willen der Stadtväter sollte das Rathaus keine Türme bekommen, Elias Holl jedoch bestand auf den bekannten Zwiebeltürmen neben dem Giebel und konnte sich erst im Jahre 1618 – also bereits weit nach Baubeginn – damit durchsetzen. 1620 waren die Außenarbeiten, 1624 der Innenausbau nach insgesamt fünfzehnjähriger Planungs- und neunjähriger Bauzeit abgeschlossen.

Im Inneren des Rathauses befinden sich drei übereinander liegende Säle: Im Erdgeschoss, hinter dem Hauptportal, der so genannte „Untere Fletz“, im Stockwerk darüber der „Obere Fletz“ („Fletz“ bedeutet „Hausflur“). Der weitaus eindrucksvollste Raum im Gebäude ist jedoch der über zwei Geschosse reichende „Goldene Saal“ mit seinen Prunkportalen, Wandmalereien sowie der prachtvollen Kassettendecke. Angrenzend finden sich hier zudem die Fürstenzimmer, die als Versammlungsorte anlässlich der Reichstage und Rückzugsräume für hohe Gäste entworfen wurden. Die Baukosten für das neue Augsburger Rathaus betrugen etwa 100.000 Gulden.

Der Dreißigjährige Krieg, der wenige Jahre vor Fertigstellung des Rathauses begann, zog auch Augsburg stark in Mitleidenschaft. Vor dem Krieg eines der bedeutenden Wirtschaftszentren auf dem Kontinent, befand sich die alte Reichsstadt Mitte des 17. Jahrhunderts im Niedergang. Die Reichstage, für die das prächtige Rathaus ursprünglich erbaut worden war, fanden nun in anderen deutschen Städten statt. Nur einmal noch – im späten 17. Jahrhundert – war das Augsburger Rathaus Schauplatz eines Festes von reichsweiter Bedeutung, als im Jahre 1690 Joseph I. im Goldenen Saal ein Festbankett anlässlich seiner Krönung zum römisch-deutschen König abhielt.

Im Zuge der bayerischen Besetzung Augsburgs im Jahre 1806 (eine Folge der Napoleonischen Kriege) wurden die ursprünglich aus Bronze gefertigten Reichsadler, die reichsstädtischen Insignien schlechthin, auf bayerischen Befehl von beiden Giebelseiten entfernt und sind seitdem verschollen.

Bei dem verheerenden britischen Bombenangriff auf Augsburg im Februar 1944 wurde das Rathaus von mehreren Spreng- und Brandbomben getroffen und brannte bis auf die Außenmauern vollständig aus. Nach dem Krieg wurde das Gebäude – äußerlich in historischer, im Inneren in vereinfachter Form – wiederaufgebaut und ab 1955 wieder als Rathaus genutzt. In den Jahren 1980 bis 1984 erhielt die Fassade des Rathauses im Zuge umfassender Sanierungsarbeiten ihre (nach historischen Unterlagen rekonstruierte) ursprüngliche Farbgebung wieder. Im Inneren des Renaissancebaus wurde der im Krieg vernichtete Goldene Saal originalgetreu wiederhergestellt. Am 9. Januar 1985 konnte das Augsburger Rathaus im Rahmen des 2000-jährigen Stadtjubiläums zunächst äußerlich in neuer alter Pracht wiedereröffnet werden.

Augsburger Puppenkiste Museum

1943 gründeten Walter Oehmichen (1901–1977), seine Frau Rose Oehmichen (1901–1985) und ihre Töchter Hannelore (1931–2003) und Ulla ein eigenes kleines Marionettentheater: den „Puppenschrein“, eine kleine Bühne, die in einem Türrahmen aufgebaut werden konnte. In der Nacht zum 26. Februar 1944 wurde der Puppenschrein bei einem Bombenangriff auf Augsburg zerstört. Die Figuren blieben aber erhalten – Walter Oehmichen hatte sie glücklicherweise mit nach Hause genommen, nachdem er eine Vorstellung im Stadttheater Augsburg für die Kinder der Bühnenangehörigen gegeben hatte, wo der Puppenschrein ein Opfer der Flammen wurde.

Nach Kriegsende begann Walter Oehmichen mit den Planungen für ein neues Puppentheater. Mit dem ehemaligen Heilig-Geist-Spital fand er einen Raum, der als ständiger Aufführungsort dienen konnte. Zunächst musste sich Oehmichen die Spielstätte allerdings mit dem Statistischen Amt teilen.

Allen Widrigkeiten der Nachkriegszeit zum Trotz gelang es der Familie Oehmichen schließlich, unter dem Namen Augsburger Puppenkiste ihr Marionettentheater am 26. Februar 1948 – auf den Tag genau vier Jahre nach Zerstörung des Puppenschreins – mit dem Stück Der gestiefelte Kater zu eröffnen. Zunächst schnitzte Walter Oehmichen die Marionetten, übergab diese wichtige Aufgabe aber bald an seine Tochter Hannelore. Unter ihren talentierten Händen entstanden all die berühmten „Stars an Fäden“. Ihre erste Figur schnitzte Hannelore bereits im Alter von nur 13 Jahren, noch heimlich, weil sie das scharfe Schnitzmesser eigentlich nicht hätte benutzen dürfen. Ihre erste bekannte Figur war der kleine Prinz. In der Premierenvorstellung des Theaters führte Hannelore den gestiefelten Kater. Oehmichens Frau Rose kleidete die Puppen ein und übernahm als Sprecherin viele Mutter- und Großmutterrollen.

Zum 25. Jubiläum im Jahre 1973 übernahmen Hannelore und ihr Mann Hanns-Joachim Marschall, Schauspieler und ebenfalls lange Jahre in der Puppenkiste tätig, die Leitung des Marionettentheaters. 1977 starb Walter Oehmichen, der bis zu seinem Tode dem Theater helfend beistand. Rose Oehmichen starb 1985 und Tochter Hannelore wurde Inhaberin der Puppenkiste.

Seit Anfang der 1980er arbeitet Klaus Marschall, Sohn von Hannelore und Hanns-Joachim Marschall, im Theater mit. 1992 übernahm er die Leitung von seinen Eltern. Hanns-Joachim Marschall zog sich aus dem Theater zurück und starb 1999. Seine Frau Hannelore aber schnitzte weiter die Figuren und stand immer wieder helfend auf der Spielbrücke. Klaus' Bruder Jürgen stieg Anfang der 1990er in den Betrieb ein und unterstützte seine Mutter bei der Puppenherstellung. Nach ihrem Tod am 16. Mai 2003 trat er ihr Erbe an. In den Jahren 1994 bis 2003 fertigte der Puppenbauer, Bühnenbildner und Ensemblemitglied der Augsburger Puppenkiste Andreas Becker zudem unzählige Figuren für das Theater, den Kinofilm Monty Spinnerratz und die Fernsehproduktionen, die heute noch im Theater oder dem hauseigenen Museum Die Kiste zu sehen sind.

Die Spielstätte am Roten Tor wurde im Laufe der Jahre für das Theater räumlich sehr eng. Im Rahmen der Sanierung des Heilig-Geist-Spitals und Planungen für einen „Kulturpark Rotes Tor“ wurden von der Stadt Augsburg weitere Räumlichkeiten im Jahr 2000 zur Verfügung gestellt und ein neuer Theatersaal, dem alten gegenüber gelegen, eingerichtet. Am 21. Oktober 2000 wurde dieser Saal eröffnet.

Im Jahr 2004 wurde die Augsburger Puppenkiste mit der Goldenen Kamera ausgezeichnet.

Botanischer Garten

Auf dem Thenn'schen Gartengut zwischen Gögginger Straße und Rosenaustraße wurde 1878, nachdem die Stadt Augsburg das etwa 6 Hektar große Gelände gekauft hatte, eine Stadtgärtnerei eingerichtet. Öffentlich zugänglich waren die Anzuchtflächen zunächst jedoch noch nicht. Die Stadtverwaltung ließ für die 1886 dort stattfindende Schwäbische Kreisausstellung allerdings Parkwege anlegen und öffnete das Gartengut anschließend für die Besucher. Nach der Kreisausstellung wandelte die Stadt das Gelände in den Stadtgarten um. Die Stadtgärtnerei verblieb auf einer Teilfläche und wurde später noch nach Süden bis zur Imhofstraße erweitert.

Der Augsburger Stadtrat wollte 1935 die Stadtgärtnerei an der Gögginger Straße aufgeben. Er entschied sich, beim Siebentischpark eine neue Stadtgärtnerei mit einem Lehr- und Schulgarten für das Publikum zu errichten. Am 19. November 1935 erfolgte der erste Spatenstich, im September 1936 wurde der Lehr- und Schulgarten auf einem 1,7 ha großen Areal eröffnet. Vor allem die exotischen Pflanzen im Palmenhaus und im Victoria-regia-Haus lockten die Besucher an.

Die Zerstörungen durch Luftangriffe im Zweiten Weltkrieg verschonten den Botanischen Garten nicht. Wie bereits während des Zweiten Weltkrieges, zwangen auch die Notzeiten danach die Augsburger, Zieranlagen und Gewächshäuser als Gemüsefelder zu nutzen. Der Lehr- und Schulgarten wurde erst Ende der 1940er Jahre wieder hergestellt und am 8. Juli 1950 für das Publikum wieder eröffnet. Die Gartenflächen wurden Schritt für Schritt erweitert und in Freizeit- und Bildungskonzepte einbezogen.

Einen kräftigen Aufschwung nahm die Einrichtung, als feststand, dass Augsburg die bayerische Landesgartenschau 1985 erhalten würde. Der Freistaat Bayern wollte hier zum 2000-jährigen Stadtjubiläum einen wichtigen und dauerhaften Beitrag leisten. Die damals bereits auf 5 Hektar angewachsene Fläche wurde nochmals verdoppelt, indem angrenzendes Gelände einbezogen wurde. Auf 4.200 m² entstand ein Japanischer Garten. Das Projekt wurde von den Partnerstädten Amagasaki und Nagahama, die mit ihrem Geschenk das 25-jährige Bestehen der Städtefreundschaft würdigten, fachlich unterstützt und mit Hilfe des Sponsors Stadtsparkasse Augsburg finanziell realisiert.

Die Stadt stellte danach trotz angespannter Finanzsituation ihrem Botanischen Garten laufend begrenzte Mittel für den Betrieb bereit, die auch zum Bau eines neuen Schaugewächshauses verwendet wurden. Es wurde im November 2003 eröffnet.