Geschichte:
Der Algonquin Provincial Park ist ein 7725 km² großer Nationalpark in der kanadischen Provinz Ontario. Der Park hat nicht nur Laub- und Nadelwälder, sondern auch Sümpfe und hochragende Felswände und über 2456 Seen zu bieten. Er befindet sich nördlich des Ontariosees in einem Dreieck zwischen den Städten Greater Sudbury im Westen, Toronto im Süden und Ottawa im Osten. Er ist von Toronto etwa 200 km Luftlinie entfernt. Der Park ist der älteste Naturpark Ontarios. Etwa 750.000 Touristen besuchen jedes Jahr den Park und machen dort Tages- oder mehrtägige Wanderungen oder Kanutouren. Im Park leben ca. dreitausend Elche, etwa zweitausend Schwarzbären, Wölfe und Biber. Die Biberpopulation beträgt etwa 30.000 Tiere.
Nach der letzten Eiszeit, vor etwa elftausend Jahren, entstand die Landschaft des heutigen Algonquin Provincial Park mit ihren Felsklippen, Flüssen und Seen. Vor etwa neuntausend Jahren siedelten hier die ersten Menschen, die Ureinwohner Nordamerikas, eine Jäger- und Sammlerkultur. Samuel de Champlain war wohl der erste Europäer in diesem Gebiet, ein von der französischen Regierung beauftragter Kartograph. Bis 1829 erscheinen in den Quellen keinerlei Nachrichten. Erst Alexander Shirreff besuchte und beschrieb das Gebiet 1829. Fast zur gleichen Zeit besuchte es der Kartograph David Thompson. Wenige Jahre später arbeiteten sich die Holzfällerunternehmen am Ottawa an den Flüssen entlang nordwärts, d. h. vor allem am Bonnechère, Petawawa und Madawaska. Dabei waren die präzisen Karten etwa von John Snow sehr hilfreich. Um 1879 versuchte man das Land auch für Siedler zu erschließen und aufzuteilen. In seiner Blütezeit waren mehr als 29 Gehöfte und Dörfer im Parkgebiet zu finden. Allerdings war der Boden karg und landwirtschaftliche Nutzung fast nicht möglich, sodass viele Bauern das Gebiet wieder verließen und den Trappern und Holzfällern den Platz überließen. Hauptsächlich Biberfelle und Weymouth-Kiefern waren damals spezielle Handelswaren, die unkontrolliert abgebaut wurden und daher auch zu einer starken Dezimierung der Populationen führten.
Die Kiefern wurden im Frühjahr über den Ottawa River und den Sankt-Lorenz-Strom hinweg zu den Hafenstädten der naheliegenden Provinz Québec geflößt, von wo sie nach Europa, hauptsächlich England als Bauholz verschifft wurden. Zusätzlich zu der nicht kontrollierten Pelztierjagd verwüsteten auch noch einige Waldbrände das Gebiet des heutigen Parks, sodass von den ehemals häufig vorkommenden Weymouth-Kiefer-Beständen nur noch wenige Exemplare übrig blieben. Erst am Ende des 19. Jh. wurden die ersten Naturschutzmaßnahmen durch die damalige kanadische Regierung ins Leben gerufen und der Algonquin Provincial Park wurde 1893 gegründet. Die Regierung setzte eine Migration der Siedler aus dem Park durch und kontrollierte zudem die Pelztierjagd im Park. Auch in der Holzindustrie kam es durch die Interventionen der kanadischen Regierung und den kanadischen Großindustriellen J. R. Booth zu einem jähen Wechsel: Die Weymouth-Kiefern (Pinus Strobus) unterlagen nun einem Schutz und es wurden andere im Park vorhandene Holzarten für die Industrie interessant. J. R. Booth beschäftigte während der besten Zeiten seiner Holzkampagne über sechstausend Arbeiter und betrieb ein Eisenbahnnetz im Park. William Bell zeichnete bis 1908 eine erste Karte für Kanufahrer, das Verkehrsmittel, das in weiten Teilen als einziges die Fortbewegung ermöglichte. Dabei sind erstmals die Portagen erfasst worden.
Ab dem Anfang des 20. Jh. veränderten sich langsam die Nutzungsbedingungen für das Gebiet des Parks. Mehr und mehr Touristen und erholungsbedürftige Menschen entdeckten die natürliche Schönheit des Parks und er wurde zunehmend als Erholungs- und Feriengebiet genutzt. Es entstanden Luxushotels neben Campingplätzen und Lagerplätzen für Kanufahrer. 1934 wurden erstmals Karten per Luftbildfotografie hergestellt. In den 1950er und 1960er Jahren entstand ein massiver Interessenkonflikt zwischen der holzverarbeitenden Industrie und der Freizeitindustrie, der erst 1974 durch die kanadische Regierung und einen Kompromiss gelöst wurde:
Der Park wurde in vier Zonen eingeteilt:
Naturschutz und historische Zonen (Geografie, Natur, Geschichte) ca. 6 %
Wildniszone ca. 12 %
Erschlossene Zone (Camping, Hotels etc.) ca. 4 %
Freizeit- und Nutzungszone (Campen, Holzfällen) 78 %
Die holzverarbeitende Industrie unterliegt dabei der Beschränkung, dass in unmittelbarer Nähe von Seeufern und Kanutragepfaden (Portagen) keine Holzfällerarbeiten durchgeführt werden dürfen.